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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 343
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Frankreich liegt, von wo aus ein wichtiger Beitrag zur Verbreitung demokratischen
Gedankengutes in Deutschland geleistet wurde. So ist es durchaus
verständlich, wenn z. B. auf der Acherner Volksversammlung vom
2. April 1848 Leute vorgestellt wurden, die sich in Straßburg als deutsche
Legion zur Durchsetzung der Republik in Baden formiert hatten1. In diesen
Zusammenhang paßt auch der Tatbestand, daß die Acherner Familie Peter,
die im Verlauf der Revolution eine bedeutende Rolle spielen sollte, intensive
geschäftliche Beziehungen mit Frankreich unterhielt2.

Daß die Revolution besonders ausgeprägt in Achern Fuß fassen konnte,
hing auch damit zusammen, daß die Bevölkerung dieser Gemeinde unmittelbaren
, mitunter negativen Kontakt mit Vertretern der alten Ordnung
hatte, denn Achern war großherzoglich-badische Amtsstadt mit herrschaftlichen
Beamten, die der selbständigen Verwaltung dieser Stadt immer wieder
einen Riegel vorschoben und starke Überwachungsfunktionen ausübten3
.

Bereits im Jahre 1847 gab es Anzeichen für ein baldiges Ausbrechen einer
Revolution. Als Beleg hierfür sei genannt die Versammlung der entschiedenen
Verfassungsfreunde in Offenburg am 12. September 1847. Zuvor
waren u. a. im Amtsbezirk Achern Flugschriften verteilt worden, die, obwohl
sie mit äußerster Vorsicht verbreitet wurden, bald von der Regierung
entdeckt und beschlagnahmt werden konnten4. Die Flugblätter waren übrigens
von Einwohnern aus Achern und Umgebung, die in die USA ausgewandert
waren, in Briefen an ihre Angehörigen in der Heimat geschickt
worden, und zwar mit dem Auftrag, sie dort zur Verteilung zu bringen. Der
Titel der Flugschrift lautete: „Revolutionsaufruf an Deutschland". Unterschrieben
war dieses Dokument von C. Richter, einem Acherner Bierbrauer
, der Mitte der vierziger Jahre nach Amerika ausgewandert war. Mehrere
Exemplare des besagten Flugblattes wurden bei dem Acherner Advokaten
Franz Richter gesehen, der als Abgeordneter der Zweiten Badischen Kammer
in Karlsruhe liberale Politik machte und den man in Kreisen der
großherzoglichen Beamtenschaft als „frivolen Rabulisten" bezeichnete, der
„den formlosen, burschikosen Wirtshauston in die Zweite Badische Kammer
hineingetragen habe"5. Advokat Richter war den staatlichen Organen
überdies aufgefallen, als er am 23. August 1847 bei einer Zusammenkunft
republikanischer Kräfte im Gasthaus zur „Oberen Linde" in Oberkirch seine
politischen Vorstellungen vortrug6.

Den eigentlichen Anstoß zu revolutionären Aktionen gab die Pariser
Februarrevolution des Jahres 1848, die eine starke Ausstrahlung besonders
auf Baden zur Folge hatte. Schon am 27. Februar wurden auf der Volksver-

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