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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 345
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nämlich das Gerücht, die Franzosen hätten den Rhein überschritten und
seien in Baden eingefallen14. In Achern griff man deshalb gemeinsam zu
den Waffen, um dem drohenden Feind entgegentreten zu können15. Da jedoch
nicht genügend Waffen vorhanden waren, forderte der Gemeinderat
in einem Antrag vom 24. März 1848 beim großherzoglichen Bezirksamt
die Lieferung von 200 Gewehren16. So schnell wie die Angst vor einer Invasion
aufgekommen war, so schnell verschwand sie wieder, denn das
Gerücht bestätigte sich nicht.

Das für Achern wohl größte Ereignis im Verlauf der beiden Revolutionsjahre
wurde die Acherner Volksversammlung vom 2. April 184817, die
richtungweisend werden sollte für die gesamte badische Revolution. Sie
fand statt in den Räumen des Gasthauses „Zur Eintracht", das während der
Revolution in „Gasthaus zur Republik" umbenannt wurde und das nach
dem Scheitern der Revolution sinnigerweise den Namen „Zur Hoffnung"
erhielt. Daß diese Versammlung unmittelbaren Einfluß auf den Verlauf der
Revolution in Baden nahm, geht nicht zuletzt aus dem „Revolutionskalender
1848-49 unter besonderer Berücksichtigung der Ereignisse in Baden"
hervor, in dem die Acherner Versammlung vom 2. April 1848 ausdrücklich
erwähnt wird. Die badische Regierung war von der Acherner Volksversammlung
schließlich so sehr beunruhigt, daß sie das Bezirksamt Achern
aufforderte, gegen die Redner, die auf der Versammlung aufrührerische
Reden gehalten hatten, gesetzliche Maßnahmen zu ergreifen. Dabei zeigte
es sich, welche Macht der revolutionär gesinnte Teil der Bevölkerung erlangt
hatte, denn das regierungstreue Bezirksamt Achern wagte es nicht,
gegen die Redner einzuschreiten, sondern beauftragte das Hofgericht in
Bruchsal mit der Untersuchung der Vorgänge in dieser badischen Kleinstadt.

Das politische Programm der Acherner Volksversammlung, bei der Josef
Fickler, ein Führer der Demokraten, als bedeutendster Redner auftrat, wurde
in einem Flugblatt zusammengefaßt. Es trug die Kennzeichen der radikalen
Republikaner, d. h. der Anhänger einer Republik, und war nahezu
identisch mit dem Programm, das Gustav Struve am 31. März 1848 dem
Frankfurter Vorparlament vorgestellt hatte. In diesem Flugblatt wurde unter
anderem ein Katalog von Grundrechtsforderungen aufgestellt, der sowohl
individuelle, prozeßrechtliche als auch soziale Grundrechte enthält.
Forderungen für die Organisation eines gesamtdeutschen Staates sind als
politische Forderungen unter den Punkten 14 und 15 zu finden, in welchen
ein einheitliches Deutschland verlangt wird, dessen Staatsform die parlamentarische
Demokratie nach dem Muster der USA sein sollte. Wirtschaftliche
Forderungen für Gesamtdeutschland werden unter Punkt 3 mit dem
Ruf nach Abschaffung der Binnenzölle und einem Schutzzoll nach außen
erhoben.

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