Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 347
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0347
20. April 1848 kursierte in Achern das Gerücht, daß eine von Republikanern
organisierte Demonstration stattfinden solle21. Die Stimmung in der
Bevölkerung war derart gespannt, daß man es wagte, einer militärischen
Einquartierung Widerstand zu leisten. Die Soldaten der beiden Infanterie-
Kompagnien, die angesichts der brisanten Lage in Achern nach dorthin abkommandiert
wurden und am 21. April 1848 abends um 10 Uhr in Achern
eintrafen, waren durch die allgemeine Stimmung ziemlich eingeschüchtert
und wagten es nicht, sich mit Gewalt ihr Recht zu verschaffen. Sie mußten
folglich die Nacht am Acherner Bahnhof verbringen22.

Am Abend des 24. April fand in einem Acherner Wirtshaus eine Versammlung
der Demokraten statt, auf der die Organisation eines Freischarenzugs,
der Hecker zu Hilfe eilen sollte, besprochen wurde23. Die Anführer waren
der Rechtsanwalt Max Werner aus Oberkirch und der praktische Arzt Habich
von Achern. Am nächsten Tag wurde die Bevölkerung der Stadt
Achern noch vor Tagesanbruch durch Generalmarsch und Sturmläuten
alarmiert. Dadurch sollte sie zur Teilnahme am Freischarenzug aufgerufen
werden. Um Waffen zu erhalten, drang man sogar in einzelne Privatwohnungen
ein, u. a. in die des Amtmanns Wänker. Bald war eine kleine Schar
- die Angaben schwanken zwischen 37 und 70 Teilnehmern - zum Aufbruch
bereit24. Bewaffnet mit Gewehren und Säbeln, mit zwei Tambours
an der Spitze, setzte sich der Zug unter Führung von Max Werner und Habich
in Bewegung. In Kappelrodeck teilte sich der Zug, eine Gruppe zog
nach Ottenhofen weiter, die andere größere Gruppe über Waldulm nach
Oberkirch. Die ganze Nacht über waren Schildwachen aufgestellt und Patrouillen
ausgeschickt worden, um etwaige Maßregeln des Bezirksamts
Achern zu vermeiden und die großherzoglichen Beamten zu bewachen.
Der inzwischen auf 150 bis 200 Mann angewachsene Zug versammelte
sich für einige Stunden in einem Oberkircher Bierhaus, um dann das
Renchtal hinauf weiterzumarschieren25. Bei der Ankunft in den einzelnen
Ortschaften wurde jeweils die Sturmglocke geläutet und die Bevölkerung
in Aufruhr versetzt26. Jedoch - die Hilfe für Hecker kam zu spät. Die bereits
erwähnte Schlacht bei Kandern hatte schon am 20. April stattgefunden
. Die Teilnehmer am Freischarenzug aus Achern erfuhren dies erst bei
ihrem Marsch durch das Renchtal27. Auf diese Hiobsbotschaft hin löste
sich der ganze Zug unverzüglich auf, und jeder sah zu, daß er so schnell
wie möglich nach Hause kam.

Unruhe und Unsicherheit in der Bevölkerung, militärische Einquartierungen
und die Ungewißheit über die Ereignisse im Großherzogtum Baden
bestimmten die Tage nach dem Scheitern des Freischarenzugs aus Achern.
Am 23. und 24. April verbreitete man in Achern und Sasbach ein weiteres
Flugblatt mit der Überschrift: „An das Volk"; es begann mit den Worten:

347


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0347