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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 348
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„Achtzehn Jahrhunderte Knechtschaft"28. Es folgten bissige Bemerkungen
über die Monarchie und ein leidenschaftlicher Aufruf zur Verwirklichung
der Republik. Der Urheber dieser Flugschrift war der oben bereits erwähnte
Schmid Ignaz Conrad aus Achern; gedruckt wurde sie vom Acherner
Buchdrucker Carl Quintenz.

Nach dem Scheitern des Heckerzuges verlagerte sich das politische Geschehen
aufgrund der Wahlen zur verfassungsgebenden Nationalversammlung
in der Frankfurter Paulskirche im Großherzogtum Baden zunächst
einmal etwas von der lokalen Ebene weg. Bei den demokratischen Wahlen
zur Paulskirche wurden auch der Acherner Bürger Franz Richter und der
aus Achern stammende Joseph Ignaz Peter in die Frankfurter Nationalversammlung
gewählt29. Beide zählten zu den sogenannten demokratischen
Linken, die ein radikales Fortschreiten auf revolutionärem Weg bis hin zur
deutschen Einheitsrepublik propagierten.

Im Herbst 1848 stand die Stadt Achern erneut im Blickfeld der Befürworter
und Gegner der Revolution. Unter großen Sicherheitsvorkehrungen hatten
sich nämlich am 10. September prominente Politiker zu einer erneuten
Volksversammlung in Achern eingefunden. Unter ihnen befanden sich
Brentano aus Bruchsal, Mörder aus Mannheim, Meißner aus Wien, Künzer
aus Konstanz, Rößler aus Preußen und der Acherner Abgeordnete Franz
Richter. Die Zahl der Personen, die nach Achern gekommen waren, war
relativ groß. Der Brigadier des Bezirksamts Achern schätzte die Teilnehmer
auf etwa 300030. Ab 12 Uhr erschienen nacheinander die Politiker der
Revolution auf dem Balkon des Gasthauses „Zum Engel" und hielten
glühende Reden vor den etwa 3000 Versammlungsteilnehmern. Sie fanden
bei den Zuhörern derart Anklang, daß das zweite Bataillon des vierten Infanterieregiments
, das um 15 Uhr in Achern einrückte, mit einem vielstimmigen
„Hecker hoch" empfangen wurde.

Eine der Forderungen, die die Redner in Achern verbreiteten, war die
Auflösung der beiden badischen Kammern und die Einsetzung einer verfassungsgebenden
Versammlung. Ferner wurde in jeder Rede der Ruf nach
der Republik laut. Meißner forderte das Volk auf, es möge solange durch
Sturmpetitionen und mit bewaffneter Gewalt seine Rechte verlangen, bis
diese endgültig garantiert würden. Mörder aus Mannheim forderte das
Volk dazu auf, eine Bürgerwehr zu bilden, die notfalls auch nur mit
Stöcken ausgerüstet sein könnte. Wie radikal die in Achern vertretenen
Ideen waren, möge durch den Hinweis untermauert werden, daß man die
gemäßigten Liberalen, wie Mathy, Bassermann und Welcker, als Volksverräter
bezeichnete, die - da sie das Sagen in der badischen Regierung hätten

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