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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 349
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- gestürzt werden müßten31. Zum Abschluß der Versammlung, die nicht
mehr vom gemäßigten Liberalismus, sondern von den radikalen Republikanern
getragen wurde, forderte Brentano die Anwesenden dazu auf, eine
Abordnung zu Hecker nach Straßburg zu schicken, um ihm vor seiner
Emigration nach Nordamerika einen Abschiedsgruß zu überbringen32.

Der September 1848 war nicht nur der Monat mit der denkwürdigen zweiten
Acherner Volksversammlung, sondern auch der Zeitpunkt des Struve-
Putsches. Erneut wollten nämlich die radikalen Republikaner angesichts
ihrer Ohnmacht in der Frankfurter Paulskirche der Revolution und ihren
Zielen durch eine neuerliche Massenerhebung in Baden zum Sieg verhelfen
. Gustav Struve hatte die Vorbereitungen zu seinem Putsch in der
Schweiz getroffen. Am 21. September 1848 schlug er los. In Lörrach rief
er die Deutsche Republik aus. Leute, die sich für die Republik erklärten,
erhielten als Symbol eine rote Binde. Wie der Hecker-Putsch vom Frühjahr
1848, so scheiterte auch der Struve-Putsch: Im Markgräflerland bei Staufen
wurde Struves Revolutionsarmee von Regierungstruppen geschlagen,
Struve selbst wurde in Freiburg inhaftiert.

Auswirkungen des Struve-Putsches lassen sich auch in Achern feststellen:
die Solidarität mit Struve ging dort schließlich soweit, daß man sich an den
Anschlägen auf die kurze Zeit zuvor (1844) fertiggestellte Eisenbahnstrecke
zwischen Karlsruhe und Lörrach beteiligte. Beispielsweise wurden
in der Nacht vom 22. auf den 23. September die Schienen zwischen
Achern und Fautenbach losgerissen. Von den Teilnehmern an dieser Sabotage
-Aktion wurden drei erkannt. Es waren dies Franz Beck, Stephan Beck
und Michael Beck. Die beiden ersten entzogen sich der gerichtlichen Untersuchung
durch Flucht, Michael Beck jedoch wurde verhaftet33.

Die Folge der Anschläge auf die Eisenbahn war u. a., daß in Achern Exekutionstruppen
einquartiert wurden, die die Bevölkerung auf eigene Kosten
zu verpflegen hatte. Gegen diese Exekution richtete der Acherner Gemeinderat
am 16. Oktober 1848 eine Petition an die Zweite Badische
Kammer; in diesem Dokument beschwerte man sich über die Wegnahme
der Waffen, ferner wies man auf die Not der Bevölkerung hin, die für sich
selbst kaum das Nötigste habe und darüber hinaus auch noch das Militär
verpflegen müsse34.

Im November 1848 wurden die Ereignisse in Achern wieder einmal unmittelbar
durch die Vorgänge der deutschen Revolution beeinflußt. Die Erschießung
des Revolutionärs Robert Blum am 9. November in Wien führte
dazu, da man in Achern am 26. November eine Totenfeier für Blum veranstaltete
: Ein Zug von etwa 140 republikanisch eingestellten Bürgern

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