Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 351
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0351
In Achern wie auch anderswo sicherte sich die Revolution ihre Macht
hauptsächlich durch die Einrichtung des Zivilkommissariats sowie des
Wehr- und Sicherheitsausschusses. Das Amt des Zivilkommissars, der eine
weitausgedehnte Machtbefugnis hatte, übertrug man dem Arzt Dr. Habich39
. Die Funktionen des Wehr- und Sicherheitsausschusses übernahm
der Acherner Gemeinderat, was nichts anderes heißt, als daß der Gemeinderat
in einen Wehrausschuß umgewandelt wurde40. Damit die erworbene
Macht im Ernstfall auch verteidigt werden konnte, bestand eine der Hauptaufgaben
der örtlichen revolutionären Organe darin, Soldaten zu rekrutieren.
Deshalb mußten sich alle 18- bis 30jährigen Männer der Stadt „sogleich bewaffnet
nach Rastatt zur Verteidigung der dortigen Festung" begeben41.

Daß diese Maßnahme auf einer richtigen Einschätzung der Lage beruhte,
zeigte sich Anfang Juni 1849; der König von Bayern und der im Exil lebende
Großherzog Leopold von Baden hatten nämlich die Preußen um Hilfeleistung
angegangen.

Vor der heranrückenden preußischen Armee floh die provisorische badische
Regierung alsbald von Karlsruhe nach Freiburg. Die badische Revolutionsarmee
war den preußischen Truppen in keiner Weise gewachsen. Ihre
Schwäche lag insbesondere im Mangel an ausgebildeten Kampfverbänden
. Die letzte Bastion der Revolution, Rastatt, mußte am 23. Juli 1849 kapitulieren
. Mit der militärischen Niederlage der Revolutionäre war auch
das Ende der provisorischen badischen Regierung verbunden. Die meisten
der Revolutionäre suchten dem Kriegsgericht durch die Flucht zu entgehen
. Bürgermeister Franz Joseph Peter aus Achern gehörte nicht zu den
Glücklichen, denen die Flucht gelang; wegen Erkrankung war er in Achern
geblieben und wurde gefangengenommen42. Überdies wurden ein Teil des
Bürgerausschusses und der gesamte Gemeinderat wegen Verdachts auf Beteiligung
an den revolutionären Bestrebungen zwangsweise entlassen. Joseph
Ignaz Peter wurde, das sei noch angefügt, am 9. April 1850 wegen
Hochverrats zu einer Zuchthausstrafe von 20 Jahren verurteilt43.

Für einige Zeit mußte die Bevölkerung Acherns und der übrigen Orte des
Großherzogstums Baden unter Kriegsrecht leben. Mobile Kolonnen und
militärische Streifkorps wurden in die einzelnen Landesteile geschickt, um
die Behörden und die durch die Bezirksämter neu eingesetzten Bürgermeister
und Gemeinderäte bei der Wiederherstellung der alten Ordnung zu unterstützen44
. Wohl um Großherzog Leopold mit Achern wieder zu versöhnen
, ließ die Stadtverwaltung unter der Leitung ihres neuen Bürgermeisters
Aloys Buhl ihm zu Ehren in dieser schwierigen nachrevolutionären Phase
seine Büste, die der Straßburger Bildhauer Andreas Friedrich geschaffen
hatte, 1851 im Zentrum von Achern aufstellen45.

351


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0351