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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 356
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die sich in Baden konzentrierten, am 12. September ihre „Forderungen des
Volks in Baden" im „Offenburger Programm" formulierten, trafen sich die
Gemäßigten am 10. Oktober in Heppenheim.

Das entscheidende Signal zum Handeln setzte die französische Februarrevolution
1848. Der Reigen der Versammlungen, Petitionen und Demonstrationen
nahm im Südwesten seinen Anfang. Bereits am 27. Februar
stellte eine Volksversammlung in Offenburg Programmpunkte auf, die später
in den „Märzforderungen" zusammengefaßt wurden. Zu politischen
Unruhen kam es in Oberkirch, wo sich die Nähe Frankreichs besonders
stark bemerkbar machte, schon Anfang März. Der radikale Republikaner
Max Werner verschaffte sich bald nach dem Ausbruch der Revolution
nicht nur in Oberkirch, sondern auch in allen maßgeblichen revolutionären
Gremien dank seiner rhetorischen Gewandtheit und seiner juristischen
Kenntnisse großen Einfluß. So gehörte er auch zu den Initiatoren der
Acherner Volksversammlung vom 2. April. Auf einem Flugblatt, das
während der Versammlung verteilt wurde, erscheint Werner als gewähltes
Mitglied des Kreisausschusses4.

Da das Vorparlament Struves revolutionären Antrag, sich in Permanenz zu
erklären, am 4. April ablehnte, versuchten Hecker und Struve ihre Ziele
mit Waffengewalt durchzusetzen. Als Heckers Erhebung in Oberkirch
bekannt wurde, riet Max Werner, der in einem Bericht des Kommandanten
des Kehler Beobachtungskorps als „Haupttriebfeder" des Aufstands
genannt wird, den Bürgern, gemeinsam mit anderen Gemeinden der Ottenau
eine Freischärlerkolonne aufzustellen und Hecker zu helfen5. So
formierte sich am 25. April in Achern ein Zug von rund 200 Bewaffneten,
die Werner und der Acherner Arzt Habich über Kappelrodeck und Waldulm
nach Oberkirch führten. Nach einer dreistündigen Rast im
Schrempp'schen Bierhaus zogen sie weiter nach Oppenau und versetzten
unterwegs die Bewohner des Renchtals derart in Unruhe, daß in einigen
Ortschaften die Sturmglocke geläutete wurde. Unweit von Oberkirch erreichte
sie jedoch die Nachricht vom Scheitern des Aufstands, woraufhin
die Freischärler sich umgehend unauffällig auf den Heimweg machten.
Werner floh nach Straßburg, wo er sich in den beiden Revolutionsjahren
mehrfach aufhielt, um mit französischen Gesinnungsgenossen neue Aktionen
zu planen. Dort ging er nun daran, sein beträchtliches Vermögen zu
retten. Denn bereits am 20. April sollte er in Oberkirch wegen der Teilnahme
an einem revolutionären Auftritt vom 18. und 19. April in Offenburg
verhaftet werden. Wie ein Polizeiagent berichtete, haben die Brüder Max
und August im Straßburger „Gasthaus zum schwarzen Bären" einen
ganzen Tag lang über Vermögensangelegenheiten verhandelt und Werner
habe am Abend bei einer „Flasche Rothen" festgestellt: „Jetzt bin ich ge-

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