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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 361
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len: „Baden ist als Freistaat erklärt, die monarchische Regierungsform ist
abgeschafft"20. Zu einer derartigen Entscheidung konnte sich die Versammlung
jedoch nicht durchringen.

Gegen Brentanos Willen wurde in der fünften öffentlichen Sitzung beschlossen
, eine neue Regierung zu wählen. Mit 39 zu 16 Stimmen wurde
ein Antrag angenommen, der eine provisorische Regierung von drei Männern
mit diktatorischer Gewalt forderte. Am Abend des 13. Juni wählten
die Abgeordneten schließlich ein Triumvirat mit drei Diktatoren, die der
Versammlung Rechenschaft schuldig waren und von ihr wieder abberufen
werden konnten. Brentano erhielt 55 Stimmen, Goegg 47 und Werner 34.
Werner, der die Entscheidung mit seiner Unterschrift besiegelte21, zögerte
zuerst, nahm das Amt aber am 14. Juni an, nachdem er von einem angeblichen
Anmarsch einer französischen Hilfsarmee gehört hatte. Brentano
stand es zu, die Minister zu bestimmen. Werner, dessen Wirken „im Verlauf
der Geschichte" bei Becker und Essellen als „bald furchtsam, bald
energisch, bald hemmend, bald fördernd" charakterisiert wird, erhielt das
Kriegsministerium, als Brentano am 16. Juni die Regierung bildete. Werner
habe aber, so ist weiterzulesen, „nicht die zu diesem Amte nothwendig-
sten Kenntnisse, so daß er weniger nützen konnte, als er bei seinem guten
Willen wünschte". Man habe von ihm die Anekdote erzählt, „daß er einmal
bei einem Glase Wein vertraulich einen Veterinärschüler befragt habe, was
eine Haubitzenbatterie sei"22. Werner kümmerte sich indessen um die Versorgung
der Armee. So gab er am 20. Juni die Einrichtung eines Hauptverpflegungsmagazins
auf dem Karlsruher Eisenbahn-Hof bekannt23. Da er
sich wie Goegg fast ausschließlich bei der Armee aufhielt oder „herumtrieb
", wie Brentano es bezeichnete24, und die Regierung nur ein einziges
Mal zusammentrat, blieben der Sektionschef für die Linientruppen Maierhofer
wie der Führer der Volkswehr, die Becker und Essellen als gänzlich
unfähig beschreiben, weiter im Amt25. Brentano, der in Karlsruhe zurückblieb
, war so seiner „Aufpasser" ledig. Von Werners Zeit als Kriegsminister
sind zahlreiche Dokumente erhalten, Aufrufe, Bittgesuche, Briefe, Befehle
, Armeerechnungen und vieles mehr, das im großherzoglichen Kriegsministerium
unter den zurückgelassenen Schriften aufgefunden wurde
(GLA Karlsruhe, 215/398).

Nach der Konstituierung der Diktatur erklärte die Versammlung Baden
zum Freistaat und verkündete für das ganze Land den Kriegszustand und
das Standrecht. Damit wurde eine entsprechende Bekanntmachung des
früheren Kriegsministers Sigel und Zivilkommissärs Werner vom 5. Juni
bestätigt26. Zum militärischen Oberbefehlshaber ernannten Brentano und
Werner den polnischen General Ludwig von Mieroslawski. Die Zeichen
für einen Erfolg standen indessen nicht günstig. Am 12. Juni war der

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