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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 362
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preußische Prinz Wilhelm zu den 70 000 gegen Baden und die Pfalz anrückenden
Soldaten der preußischen Truppen und des 8. Bundeskorps gestoßen
. Bereits am 19. Juni erklärte er als Oberbefehlshaber der Operationsarmee
am Rhein den Kriegszustand für Baden. Die preußischen Truppen
waren der Revolutionsarmee, der sie in den folgenden Tagen verschiedene
Gefechte lieferte, weit überlegen. Am 20. Juni setzten die Preußen
bei Germersheim über den Rhein und standen bald vor Graben, Bruchsal
und Waghäusel im Norden. Dort kam es am 21. Juni zur entscheidenden
Schlacht des ganzen Feldzugs, bei der die Revolutionsarmee zum Rückzug
gezwungen wurde.

Karlsruhe erlebte vom 23. bis zum 25. Juni unruhige Tage. Am 23. Juni
zur Mittagszeit überreichten angeblich die letzten 40 Mann des 3. Bataillons
des 3. Regiments, das bei Philippsburg kämpfte, ihre Bataillonsfahne
dem Kriegsminister Werner und gingen auseinander. Abends erging ein
Aufruf zum Barrikadenbau. „Carlsruhe müsse ein zweites Wien werden",
soll Werner gesagt haben. Am 24. Juni traf der Rest der geschlagenen
Truppe in Karlsruhe ein. Abends wurden zum Transport der Verletzten und
der Vorräte alle Wagen requiriert und am Zeughaus alte Kanonenkugeln
aufgeladen. Selbst Werner, „die Seele der Verteidigung von Carlsruhe", gestand
nun den „trostlosen Zustand" der Armee ein27. Noch am Vormittag
des 25. Juni versuchte Schlöffel vergeblich, die ungeliebte Bürgerwehr zu
entwaffnen. Werner hatte die Verantwortung für diese Aktion abgelehnt,
um Blutvergießen zu verhindern. In Durlach fielen indessen die ersten
Schüsse, und obwohl die badischen Truppen und Freischärler die Preußen
einige Stunden aufhalten konnten, zog Prinz Wilhelm, umjubelt von der
konservativen Bürgerwehr und der Bürgerschaft, noch am selben Tag in
Karlsruhe ein. Die aufständischen Truppenteile waren unruhig. Laut
Kriegsarchiv des Großherzoglichen Generalstabs erhielt das zögerliche
1. Infantrieregiment morgens um 8 Uhr bei Androhung des Standrechts
den Befehl, unverzüglich nach Ettlingen abzumarschieren. Aber erst als
Werner mit einigen Adjudanten erschien, machte es sich, gefolgt von
Freischärlerkolonnen und anderen Truppenteilen, auf den Weg nach Ettlingen28
. Goegg, der Karlsruhe als letztes Regierungsmitglied verließ, konnte
nur knapp entkommen. In Ettlingen traf er Werner, mit dem er sich nach
Rastatt begab. Nach dem Rückzug besetzte Mieroslawski mit den ihm verbliebenen
rund 20 000 Mann die Murglinie. Im Gernsbacher Gefecht vom
29. Juni wurde diese jedoch aufgebrochen und einen Tag später die
Festung Rastatt vom Korps des General von Gröben eingeschlossen. Am
1. Juli forderte Mieroslawski in Offenburg seine Entlassung von Werner
und Goegg, die darauf Sigel zu seinem Nachfolger bestimmten. Mieroslawski
habe sich zum Rücktritt entschlossen, besagt ein von beiden Diktatoren
unterzeichnetes Aktenstück, nachdem sich die Offiziere für die „Ein-

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