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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 369
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Auswanderungen nach den USA im 19. Jahrhundert

Friedrich Böninger

Wirtschaftliche Gründe, wie Armut und damit verbundene Not, Überbevölkerung
, aber auch politische Ereignisse (1848/49) und Abenteuerlust
haben auch aus dem Hanauerland Hunderte Bürger zur Auswanderung
nach Amerika veranlaßt.

Im 19. Jahrhundert verstand man unter Auswanderungsförderung ein gerechtes
Mittel, die wirtschaftliche und soziale Lage vor allem der Landbevölkerung
zu verbessern, aber auch um mißliebige Personen abzuschieben.
Siehe hierzu als Beispiel den Bericht des Gemeinderats von Memprechts-
hofen an das Großherzogliche Bezirksamt Rheinbischofsheim:

„Da mehrere Personen von hier nach Amerika auswandern, so wünsche man den
schon in mehrern Strafanstalten wegen Diebstahl und Landstreicherei z. Zt. im Arbeitshaus
Mannheim einsitzenden ... von hier nach dahin zu befördern.

Großherzogliches Bezirksamt Rheinbischofsheim, den 18. Okt. 1854. Die Gemeinde
befördert mehrere in Armut und Not versunkene und der Gemeinde lästige
Familien nach Amerika, wozu sie mit höherer Ermächtigung ein Kapital von 8000
Gulden aufgenommen hat. Die Auswanderungen sind dem Ende nahe und die Reise
soll sobald wie möglich angetreten werden"1.

Der Gemeinderat ersuchte daraufhin die Großherzogliche Verwaltung des
Kreisgefängnisses zu Mannheim, den Einsitzenden über den Auswanderungsantrag
zu vernehmen und, falls er zustimme und mit den übrigen zur
Auswanderung bereit sei, höhere Vorlage zu machen und dessen Entlassung
aus der Haftanstalt zu bewirken.

„Mannheim, den 23. Okt. 1854

Dem vorgeführten Einsitzenden von Memprechtshofen wurde der Inhalt
des vorstehenden Schreibens eröffnet, worauf derselbe erklärt:

Ich bin nicht geneigt nach Amerika auszuwandern, sondern gewillt, nach
erstandener Strafe mein Fortkommen auf meine Profession zu suchen und
in meiner Heimat zu bleiben"2.

Auswanderungsgesuche nach dem fernen Amerika gab es zum ersten Mal
in größerem Ausmaß im Winter 1816/1817. 1816 war ein Notjahr, die
Ernte war nicht nur in Baden, sondern in ganz Süddeutschland, im Elsaß
und in der Schweiz mißraten. Es regnete von Mai bis September 98 Tage

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