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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 375
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Dörlinbacher Familien gründen in Nordamerika

die Farmersiedlung Yankeetown-Red Brush am Ohio,

Indiana (USA)

Gerhard Finkbeiner

Etwa 50 Millionen Menschen wanderten von 1820 bis 1890 in die Vereinigten
Staaten von Nordamerika aus, davon 36 Millionen aus Europa. Bis
1890 kam die Mehrzahl von ihnen aus Großbritannien, Irland, Deutschland
und Skandinavien. Über 5 Millionen Deutsche, zahlenmäßig die stärkste
Einwanderergruppe in jenem Zeitraum, verließen damals ihre Heimat. Allein
aus Baden waren es 500 000 Menschen, die sich in Nordamerika eine
bessere Zukunft erhofften1.

Wie in ganz Baden veranlaßten fehlende Verdienstmöglichkeiten, Armut
und Überbevölkerung auch die Menschen im Schuttertal, ihr Glück in der
Auswanderung zu suchen. Als sich die sozialen Verhältnisse im Tal in den
40er Jahren durch wiederholte Mißernten verschärften, der Mangel an
Nahrung und die Preissteigerungen sich zu einer lebensbedrohenden Hungersnot
ausweiteten, verabschiedeten sich rund ein Drittel der damaligen
Bewohner von ihrer Heimat.

Den Gemeindeprotokollen2 zufolge muß im oberen Schuttertal zu jener
Zeit eine schreckliche Not geherrscht haben. In bewegten Worten schildern
die Schuttertäler Gemeinderatsprotokolle in den Jahren 1840 bis 1855 die
notvolle, düstere Lage der Talbewohner. Die Mißjahre begannen mit einem
alles vernichtenden Hagel am 25. August 1840. Dem Unwetter folgte eine
mehrere Jahre anhaltende Kartoffelkrautfäule. Um die vielen hungernden
Bürger zu ernähren, mußten die Gemeinden nicht nur Kartoffeln aufkaufen
, sondern auch Brotfrüchte, Weizen und Gerste, die durch allzu große
Nässe mißwüchsig waren.

Am 1. August 1845 wurde das Schuttertal erneut von einem Hagelschlag
heimgesucht, der die gesamte Ernte wieder vernichtete. Ein gewaltiges
Jahrhunderthochwasser am 1. August 1851 überschwemmte schließlich
auch noch die gesamte Talaue und „zerstörte der armen Bürger ihr Ackerfeld
gänzlich".

Durch die Naturkatastrophen und die jahrelang anhaltenden Mißernten kamen
nicht nur die unvermögenden, landlosen Einwohner in großes Elend,
sondern auch die Familien mit Haus- und Grundbesitz gerieten in Not und

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