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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 376
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in Gant. So schreibt die Gemeinde Schuttertal im Zu Standsbericht vom
8. Februar 1854 an das Großherzogliche Bezirksamt Lahr, daß von 45 Bauernhöfen
12 Höfe und von 82 Taglöhnergütern 24 im Wege der Vollstreckung
in andere Hände übergegangen sind. Für die meisten der Armen
und all jene, die ihren Besitz verloren hatten, blieb als Hoffnung einzig und
allein die Auswanderung.

So sind im Laufe des 19. Jahrhunderts rund 900 Bürger aus Schuttertal,
Dörlinbach und Schweighausen nach Nordamerika ausgewandert3. Sie
alle, unabhängig davon, ob sie „heimlich" und „unerlaubt" entwichen, sich
dem Militärdienst entziehen wollten, mit dem Gesetz in Konflikt geraten
waren, sie alle hofften auf eine Chance in der „Neuen Welt". Die gefahrvolle
Überreise und die ungewisse Zukunft auf einem fremden Kontinent
hinderte weder kinderreiche Familien noch Witwen mit Kindern oder ledige
Mütter daran, ihr Glück zu versuchen.

Manche mögen eine gute Wahl getroffen haben. Günstige Umstände, der
Zufall stand ihnen zur Seite. Viele aber starben schon auf der Überfahrt,
waren der harten Pionierarbeit nicht gewachsen oder lösten sich namenlos in
dem durch die Einwanderung rasch wachsenden Großstadtproletariat auf.

Dörlinbacher siedeln in Yankeetown am Ohio-River

Wie wir aus Schiffs-Passagierlisten4 entnehmen können, schifften sich die
Auswanderer aus dem Schuttertal mehrheitlich in dem französischen
Hafen Le Havre ein. Je nach den Windverhältnissen erreichten die Segelschiffe
nach sechs bis acht Wochen die Ostküste Nordamerikas. Viele
Schuttertäler gingen in New York an Land. Andere fuhren den St.-Lorenz-
Strom hinauf, um in das Landesinnere zu gelangen. Nicht wenige Auswanderer
segelten jedoch bis nach New Orleans, um dann mit Hilfe von Raddampfern
auf dem Mississippi-Strom und dem Ohio-River in die fruchtbaren
Siedlungsräume des Mittleren Westens (Missouri, Iowa, Minnesota)
und des Mittleren Ostens (Illinois, Indiana, Ohio) vorzudringen.

Jene Schuttertäler und Dörlinbacher Familien, deren Nachkommen heute
im südlichen Indiana leben, waren von der am Ohio gelegenen Stadt
Evansville ins Landesinnere gezogen. Sie kauften sich nördlich und östlich
von Evansville Farmland und gründeten mit anderen Einwanderern, die
ebenfalls überwiegend aus Deutschland kamen, kleine Siedlungen mit
einer Kirche und Schule als Mittelpunkt der weit auseinandergelegenen
Farmen. So entstanden im südlichen Indiana seit 1841 die Farmersiedlungen
St. Wendel und St. Joseph, Vanderburgh County, 1847 St. James und

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