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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 385
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Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges war die Unterrichtssprache
Deutsch. Mit dem Eintritt der Vereinigten Staaten in das Kriegsgeschehen
im April 1917 sank die Wertschätzung der deutschsprachigen Kultur in
Nordamerika auf einen Tiefpunkt. Deutsch als Unterrichtssprache wurde
verboten. In der Öffentlichkeit wurde nur noch Englisch gesprochen. Die
Muttersprache pflegten die „Deutschen" höchstens noch im Familienkreis,
im Umgang mit den Einwandererahnen, die die englische Sprache nie oder
nur bruchstückhaft gelernt hatten.

Viele Deutschstämmige, die nicht als solche erkannt werden wollten oder
befürchteten, diskriminiert und beruflich, geschäftlich benachteiligt zu
werden, amerikanisierten ihre Familiennamen und paßten sich völlig dem
amerikanischen Lebenstil an.

Mit dem Verlust des deutsch klingenden Familiennamens verlor sich nach
und nach nicht nur die Sprache der Vorfahren. Die Erzähltradition riß ab,
die mündliche Überlieferung hörte auf. Bereits in der dritten Einwanderergeneration
ging das Herkunfsbewußtsein völlig verloren.

Die Dörlinbacher taufen ihre Farmersiedlung „Red Brush"

Um die Jahrhundertwende hatte sich die Siedlung der Dörlinbacher am
Ohio zu einem wirtschaftlich lebensfähigen, selbstbewußten, blühenden
Gemeinwesen entwickelt. Man besaß eine Schule, eine neue Kirche, ein
Pfarrhaus und einen am Ort ansässigen Pfarrer. Die Einwanderer und deren
Kinder verstanden sich neben den Iren und Engländern gut zu behaupten.
Sie beherrschten mehrheitlich nicht nur die englische Sprache, sondern
hatten inzwischen auch das Farmen gelernt. Auch die Größe der Farmen
konnte sich sehen lassen. Manch eine Familie, die in der Heimat zu den
landlosen, armen Dorfbewohnern gezählt hatte, besaß nun 20, 30 und mehr
Hektar Land.

Was die Dörlinbacher jetzt noch störte, war die Ortsbezeichnung „Yankee-
town". Ein Siedlungsname, dem auch die Siedler aus anderen europäischen
Herkunftsländern zustimmen konnten, war rasch gefunden. Die Dörlinbacher
hatten die Flußlandschaft am Ohio mit ihrer im Frühjahr üppig rotblühenden
Busch-Vegetation und dem im Herbst und im Winterhalbjahr
rötlich schimmernden Prärie-Gras schätzen und lieben gelernt. Was lag
also näher, als die Farmersiedlung „Red Brush" zu taufen!

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