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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 426
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beren und soliden Fabrik mit möglichst vielen Kaminen als Ausdruck des
technischen Fortschritts, von ihrer besten Seite gezeigt, gegliedert und verschönert
. Die Szenerie bei der Maschinenfabrik Martin vor einem Bahnübergang
an der Zellerstraße wirkt wie ein besonders verdichtetes technisch
-industrielles Genrebild: Die an der Doppelkreuzung abgebildeten
Fuhrwerke, Kutschen, Figuren in Zivil und Uniform vor den (von links
nach rechts) rauchenden Fabrikschloten scheinen geradezu auf den heranbrausenden
Eisenbahnzug zu warten, der die landwirtschaftlichen Geräte
des Unternehmens in alle Welt befördern soll. Ihr Sortiment umfaßt Wein-
und Obstpressen, Traubenmühlen, Frucht-, Sortier- und Dengelmaschinen,
Brückenwaagen, Jauchepumpen, Häufelpflüge, Wieseneggen, Winden für
Holz, Hebgeschirre für Zimmerleute, Lehm- und Quetschmaschinen, Reißwölfe
für Torf sowie Sackkarren mit und ohne Gummiräder.

Auch diese Bilder sind, wie die meisten bisher vorgestellten Lithografien,
mit verschiedenen, meist aus der Phantasie gegriffenen Versatzstücken,
garniert: Arbeiter, Güter, Leben auf dem Fabrikhof, nähere Umgebung,
Unternehmervilla, Garten, Bäume, Straßen, Spaziergänger, Verkehrsmittel:
all diese Elemente aus der Alltagswelt sollen die Firmenansicht lebendig
machen. Die häufig angewandte Vogelperspektive suggeriert dabei einen
über den Dingen stehenden neutralen Beobachter und damit Objektivität.

Doch Objektivität ist nicht das Ziel der Darstellung. Das zeigt sich mehr
noch bei den größeren Fabrikanlagen in unserer Stadt, wie der Spinnerei
und Weberei (Bild 53) oder der Zigarrenfabrik von Franz Kratzer
(Bild 54).

Vor allem bei dieser Abbildung haben sich die Werbelithographen bemüht,
die Fabrik größer und eindrucksvoller darzustellen, als sie in Wirklichkeit
war. Der Gerberbach sieht eher wie die Kinzig aus. Der Unternehmer ist
offenbar bemüht, mit einer „richtigen" Fabrik in seiner Visitenkarte zu
beeindrucken. Eine weit in den Hintergrund reichende Perspektive z. B.
dehnt den Baukomplex; die Veränderung der Dimensionen macht, ebenso
wie die Vergrößerung von Abständen, die Fabrikanlage großzügiger und
weiträumiger. Daß die Stadtsilhouette nicht mehr mit der wirklich räumlichen
Situation übereinstimmt, wird dabei problemlos hingenommen. So
dienen Architektur, Umgebung und szenische Ausstattung nur dem Zweck
der Selbstdarstellung der Unternehmer: die Firmenansichten sind inszeniert
.

Dennoch ist der dokumentarische Wert sämtlicher Ansichten für die lokal-
und wirtschaftshistorische Überlieferung und die Aufarbeitung der Industriegeschichte
Offenburgs unumstritten.

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