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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 428
(PDF, 129 MB)
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Der Baustil im Wandel

Selbstverständlich sind sie aber auch, wie anfangs angedeutet, für die
Architekturgeschichte unserer Stadt von großer Bedeutung. Dies gilt vor
allem für diejenigen, bei denen sich im Lauf der Zeit nicht nur einzelne
Bauelemente, sondern das Gesamtbild der ganzen Anlage verändert, meist
durch Erweiterung. Ein gutes Beispiel stellt die Entwicklung des Briefkopfes
des Email-Plakate-Werks C. Robert Dold dar, das innerhalb von
20 Jahren so expandiert, daß es die Darstellung seiner Werksgebäude in
dieser Zeit gleich viermal ändern muß (Bilder 55-58).

Dabei ändert sich der Stil der Bildaussagen zunächst nicht: Die uns schon
bekannte Präsentation der rauchenden Schornsteine bestimmt den Charakter
der Fabrik, die um ihre Kerngebäude herum durch ein Pförtnerhaus,
zwei neue Längshallen und einen zweiten Schornstein erweitert wird. Die
Silhouette der Stadt im Hintergrund erscheint zunächst stilisiert und verschwindet
dann ganz aus dem Bild. Dafür erfährt die zeichnerische Linie
eine Straffung, das Bild wird ergänzt durch attraktive Produktbeispiele in
Form von Emailschildern. Auf der letzten Darstellung schließlich erscheint
das Firmengebäude selbst nur noch schematisch, ohne perspektivischen
Bezug zu der es umgebenden Landschaft. Dafür spielt die Schrift, wie in
früherer Zeit schon einmal, eine größere Rolle. Es erfolgt eine Beruhigung
der Typographie zu sachlicher und auf einem Blatt einheitlicher Schriftart.

Diese Änderung in der grafischen Abbildung ist Ausdruck eines ab etwa
1920 erkennbaren Bewußtseinswandels, als die bis dahin selbstverständliche
, von keinen Zweifeln geplagte Demonstration von Macht, Status und
Leistung von Unternehmern zurückgenommen wird und einer nüchternsachlichen
Selbstbeurteilung Platz macht: die illustierten Briefköpfe zeigen
die Unternehmensgebäude nun ausnahmslos zurückhaltender10. Auch werden
wieder - wie früher auf andere Weise - die Fabriken aus ihrer realen
Umgebung herausgelöst. Dies geschieht aber nun nicht mehr durch die
Einbettung in eine idyllische Welt. Im Gegenteil, die Firmenansicht erscheint
, wie im Fall der Glasplakatefabrik Offenburg (Bild 59), modellhaft
typisiert. Das konsequente Endstadium erreichen dann die Ansichten des
Emailplakatewerks von Boos und Hahn (Bild 60) sowie des Stahlbauwerks
Gustav Müller (Bild 61), die nur noch ein auf eine Platte montiertes
Modell abbilden.

Während die Firmenansicht wieder zu einem dekorativen Anhängsel wird,
büßt der Briefkopf als Ganzes seine repräsentative Funktion ein. Er verzichtet
nun darauf, zu beeindrucken und wird wieder primär Träger von
Sachinformationen wie Name, Adresse, Telefonnummer, Kontonummer,

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