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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 436
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net emol an dr Deifel. Awwer ich gang in d' Kirche und gang go bichte. Ich
sag mir, ischs nix, drno schads nix, und ischs ebbis, drno hesch e kollisale
Nutze drvun". Derart, so fährt Hummel fort, „waren die Wähler. Dem Kandidaten
war die Aufgabe gestellt, den Weg zu diesen rauhen Seelen zu finden
, die keine übertriebene Hochachtung vor Gelehrsamkeit besaßen, aber
ihre hergekommenen Formen geachtet wissen wollten." Mit nicht geringerer
Wärme spricht Hummel von seinem Parteifreund Oskar Muser29, von
Dr. Ludwig Haas30 oder den Württembergischen Demokraten Friedrich
Payer und Konrad Haussmann31, weniger achtungsvoll von dem nationalliberalen
Konkurrenten und späteren Parteifreund Hermann Dietrich oder
den Zentrumspolitikern Joseph Wirth und Heinrich Köhler, denen er vorwirft
, in den entscheidenden Jahren der Weimarer Zeit eine ihre Kräfte
überfordernde Position eingenommen zu haben32. Hermann Dietrich ist er,
wenn man dessen 1966 erschienener Biographie folgen darf, der sich Alex
Möller in einem Aufsatz von 1979 angeschlossen hat, nicht gerecht geworden33
. Doch zeigt sich dabei - und dies führt wieder in die Zeit vor dem
1. Weltkrieg zurück -, daß die Freundschaften nicht unbedingt der Parteiräson
folgten, wie sich die Parteiorganisation überhaupt erst im letzten Jahrzehnt
des vergangenen Jahrhunderts zu verfestigen begann. Gewiß, zwischen
Heimburger und Hümmels Deutscher Volkspartei der badischen Demokraten
, einer linksliberalen Vereinigung, und den Nationalliberalen, der
regierenden Partei in Baden, damals unter Führung von Rudolf Obkircher
und Karl Glockner stehend, bestand ein tiefgreifender Dissens, der schwer
verstehen läßt, daß beide den Traditionen des badischen Liberalismus von
1830-1848 entsprungen waren, und auch nicht ahnen läßt, daß man sich
1918 zur DDP vereinigen würde, in Baden unter Führung von Hermann
Dietrich und Hummel34.

Es ist nicht ganz einfach, den Weg der Liberalen nachzuvollziehen, den
Hummel in seinen Erinnerungen plastischer und verstehender wiedergibt,
als es die Handbücher der Parteigeschichte vermögen. Er beschreibt das
Verhältnis der Abgeordneten zu ihren Wählern bzw., vor 1905, als in Baden
noch das indirekte Wahlrecht bestand, zu ihren Wahlmännern, mit denen
man sich am Abend der Wahl im Wirtshaus traf, um auf Kosten des
Gewählten dessen Sieg zu begießen - wobei sich auch der Unterlegene mit
seinen Wahlmännern einfinden mochte. Er beschreibt das Fehlen jeglichen
Parteiapparates, eines innerparteilichen Informationsflusses und einer geordneten
Kassenführung, von Mitgliedsbeiträgen und Mitgliedsversammlungen
ganz zu schweigen35. Erst vor diesem Hintergrund begreift man die
Wirkung der Einzelpersönlichkeit, deren Integrität und Unabhängigkeit
groß, da kaum von finanziellen Interessen bestimmt gewesen sei. Der
Fachkompetenz der Abgeordneten stellt Hummel ein gutes Zeugnis aus,
und dies bestätigt sich, wenn man weiß, daß es im badischen Landtag

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