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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 440
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Tätigkeit keine Einschränkung erlitt durch den Radikalismus meines politischen
Auftretens. Ich wurde im Gegenteil mehreren Jahrgängen dienstlicher
Mitarbeiter vorgezogen"41. Freilich war dies nicht allenthalben so. Er
selbst erzählt, daß es den Offizieren der Offenburger Garnison verwehrt
war, mit dem dortigen demokratischen Abgeordneten Oskar Muser zu verkehren
, und der Freisinnige Frühauf habe in dem schwarzen Bruchsal vergeblich
versucht, in den Zirkel der Honoratioren aufgenommen zu werden42
. Auch Hummel war damals in eine Denunziationsaffäre verwickelt,
die einigen Staub aufwirbelte und die schließlich dem Ministerium zugetragen
wurde. Der Landtagsabgeordnete Professor Hummel habe, so stand
es in der katholischen Presse, im Sommer 1910 im Gasthaus Rößle in
Schiltach eine öffentliche Versammlung abgehalten, um Rechenschaft über
seine Tätigkeit im Landtag abzulegen43. Er habe dies, so schreibt der „Badische
Beobachter", ein Zentrumsblatt, vor den Bildern von Hecker und
Struve getan, der Revolutionäre von 1848 also, die er in seiner Rede als
„nachahmenswerte Vorbilder, als Männer der Tat und als Vorkämpfer der
Freiheit" bezeichnet habe. „Der gutgesinnte Teil des Volkes", so fährt das
Blatt fort, „frage sich mit Recht, wie ein Großherzoglicher Staatsbeamter
sich dazu versteigen könne". Hummel wies diesen Vorwurf zurück; es
stellte sich dann heraus, daß in Schiltach das bekannte Bild „10 Abgeordnete
der 2. badischen Kammer 1848", eine Lithographie, aufgehängt worden
war, unter denen sich auch Itzstein und Hecker befanden. Das Ministerium
begnügte sich schließlich mit einem Bericht des Großherzoglichen
Amtsvorstandes in Wolfach, der u. a. schreibt: „Hummel soll in seinem
Vortrage vieles an der jetzigen Regierung und ihrer Tätigkeit getadelt haben
. Das ist bei ihm nichts Außergewöhnliches. Täte er das nicht, wären
vermutlich seine Versammlungen weniger besucht. Im Verlaufe seiner Rede
habe er auf die Bilder hingewiesen und jene 48er als Vorkämpfer der
Freiheit bezeichnet. Zur Revolution habe er nicht aufgereizt" ... Und er
schließt: „Ich darf annehmen, daß mir die Sache früher bekannt geworden
wäre, wenn die Worte Hümmels einen aufreizenden Charakter gehabt hätten
, denn Herr Bürgermeister Ziegler von Schiltach, Mitglied des Bezirksrats
, pflegt mir über die Tätigkeit des Herrn Hummel im oberen Amtsbezirke
ziemlich regelmäßig Mitteilungen zu machen." Es gab also auch in
Baden durchaus Denunzianten und Informanten, deren im konservativmonarchischen
Sinne abgefaßte Berichte indessen einen jungen Liberalen
und republikanisch gesinnten Abgeordneten nicht in seinem Fortkommen
hinderten. Über die beiden Großherzöge Friedrich I. (gest. 1907) und
Friedrich IL, vor allem aber über den hochgeschätzten Prinzen Max von
Baden hat Hummel übrigens sehr zutreffend geurteilt, ganz im Sinne des
Sozialdemokraten Anton Geiss, der im Januar 1919 warme Worte für den
zurückgetretenen Monarchen fand, dem er guten Willen und Verfassungstreue
bescheinigte44. Weniger glimpflich verfährt Hummel mit Kaiser Wil-

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