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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 443
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angewiesen zu sein. Außerdem deuteten schon bald alle Anzeichen beim
Wähler darauf hin, daß der nationalliberale Kandidat kein ernsthafter Konkurrent
für Hummel sein würde. Auch sein Wahlprogramm unterschied
sich nur wenig von dem Hümmels; hier wie dort wurde dem „schwarzblauen
Block" aus Zentrum und Konservativen die Schuld an der unsozialen
Steuerpolitik bei der Reichsfinanzreform zur Last gelegt. Aber die nationalen
Töne im nationalliberalen Wahlaufruf: ,in Treue fest, treu zu Kaiser
und Reich, zu Fürst und Vaterland sei unsere Parole' beeindruckten die
Leute vom Schlage des schon erwähnten Pfiffersepp offensichtlich sehr
viel weniger als Hümmels Versprechen, sich um den Ausbau der Eisenbahnverbindung
in seinem Wahlkreis, um günstigere Fahrpreistarife, überhaupt
um die Verkehrsinfrastruktur zu kümmern54, die Belange der Landwirtschaft
und des Handwerks zu vertreten und sich für eine bessere Volksbildung
und gute Volksschule einzusetzen. Bahnangestellte tauchen in der
einen erhaltenen Wählerlistenabschrift ja verhältnismäßig zahlreich auf. So
erhielt denn auch der nationalliberale Konkurrent nicht einmal die 15 %
der Stimmen, die ihn für die Stichwahl qualifiziert hätten55, und da Konservative
und Zentrum ihren gemeinsamen Kandidaten im zweiten Wahlgang
zurückzogen, um eine weitere Blamage zu vermeiden, wurde Hummel
mit den Stimmen der vereinten liberalen Gruppierungen und der Sozialdemokraten
ohne Gegenkandidaten zum Landtagsabgeordneten gewählt.
Im Landtag hat sich Hummel dann tatsächlich auf Eisenbahnfragen spezialisiert
, so daß er sogar in den Landeseisenbahnrat berufen wurde56, arbeitete
sich aber auch in Finanz- und Steuerfragen ein und „bestritt die Kulturdebatten
" für seine Fraktion.

Zu den Kriegslandtagen erhielt er Urlaub von der Front wie seine Kollegen
auch, etwa Ludwig Haas oder der sozialdemokratische Abgeordnete Ludwig
Frank, der jedoch schon 1914 in Frankreich gefallen ist57. Die Abgeordneten
legten, soweit sie kriegsdiensttauglich waren, Wert darauf, nicht
geschont zu werden, und Ludwig Haas hat später vehement darauf hingewiesen
, daß gerade die jüdischen Abgeordneten ihre soldatische Pflicht getan
hätten. Über den damals 40jährigen Frank schreibt Hummel58: „Ludwig
Frank war mein engerer Landsmann, er stammte aus Kippenheim bei
Lahr, wo sein Vater, der „alt Moischele", ein Handelsgeschäft trieb ...
Hochbegabt, bestechender Redner und Gesellschafter war er eine richtige
Führernatur. Ihm wäre es gegeben gewesen, die soziale und stimmungsmäßige
Kluft zu überbrücken, welche Sozialismus und die übrigen Volksschichten
im kaiserlichen Deutschland so verhängnisvoll voneinander
schied. Da er als Jude die Qualifikation zum Offizier nicht besaß, rückte er
als Unteroffizier bei der Mobilmachung ein und fiel nach kurzer Zeit bei
Baccarat. Es ist keine leere Phrase, wenn man seinen Tod als beklagenswerten
Verlust für Deutschland bezeichnet." Zwei seiner Begegnungen im

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