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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 445
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Karlsruhe stehenden Garnisonen einschließlich Verwaltungsapparat und
Lazaretten und den von der Front zurückströmenden Kampftruppen, die in
die Kasernen geführt und dort versorgt werden mußten. Teile von ihnen
waren zu den Revolutionären übergegangen, andere standen in voller Ordnung
und unter Waffen und warteten auf ihre Auflösung, ein Kontingent,
dessen man sich bedienen konnte63.

Daß man Hummel für geeignet hielt, an der Seite Brümmers das Militär in
die traditionelle Ordnung zurückzuführen, hing nicht nur mit seinen geschilderten
Charaktereigenschaften zusammen. Vielmehr schien man zu
wissen, daß sein früher gefürchteter politischer Radikalismus vor der roten
Revolution halt machte, und da er als Offizier aus dem Krieg zurückkehrte,
traute man ihm genügend Sachverstand zu, der Lage Herr zu werden. In
der Tat ließ Hummel von Anfang an keinen Zweifel daran, daß er die
Macht der Arbeiter- und Soldatenräte zu brechen gedachte, und später hat
er noch entschiedener betont, für wie verhängnisvoll er die Novemberrevolution
ansah. Zweifellos hat er recht, wenn er meint, daß es die Aufgabe
von Reichsregierung und Oberster Heeresleitung gewesen wäre, zu einem
vernünftigen Waffenstillstand und anständigen Friedensbedingungen zu
kommen64. Doch gerade die letztere hat damals versagt und hat der
Reichsregierung keinen Verhandlungsspielraum mehr gelassen. Der überstürzte
Waffenstillstand kennzeichnet, daß Front und Heimat am Ende waren
, und die auch bei Hummel anklingende Dolchstoßlegende hätte eigentlich
gar nicht aufkommen dürfen. Die Ereignisse in Baden vom November
1918 bis Februar 1919 stellt Hummel in den Memoiren recht verkürzt dar,
ausführlicher im Rechenschaftsbericht. Interessant ist die von ihm berichtete
Tatsache der Aufstellung von Freiwilligen-Bataillonen zum Schutz des
Landes und seiner Regierung, die auf seine Veranlassung hin vorgenommen
wurde: die heimkehrenden Truppen boten ein genügend großes Reservoir
an geschulten militärischen Kräften65.

Minister Brümmer hat diese Maßnahme offensichtlich mitgetragen, ehe er
auf Grund der Wahlergebnisse zur verfassungsgebenden Landesversammlung
vom 5. 1. 1919 zurücktrat. Sein Ministerium blieb unbesetzt, doch hat
Hummel dessen Geschäfte in direkter Unterstellung unter Staatspräsident
Geiss weitergeführt, von nun an in alleiniger Verantwortung. Offensichtlich
hat er ein kompliziertes Spiel betrieben. Gestützt auf Brümmer und
den Mannheimer USPD-Führer Hermann Remmele, mit dem er persönlich
befreundet war, versuchte er die extreme Linke in die Regierung einzube-
ziehen; in ebenso enger Verbindung mit Hauptmann Bartning, der die Abwicklungsgeschäfte
beim Generalkommando des XIV. Armeekorps in
Karlsruhe leitete, hat er dessen Kräfte zum Aufbau einer paramilitärischen
Truppe benutzt, um schließlich den revolutionären Teil der Arbeiter- und

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