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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 446
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Soldatenräte auszuschalten und diese mit der neuen Regierung zu versöhnen66
. Ob der Karlsruher Putsch am 23. Februar 1919, den er vereitelt habe
, wirklich eine echte Gefahr darstellte, ob die Einnahme Mannheims
durch seine Freiwilligen-Bataillone der entscheidende Schlag gegen die inzwischen
in die Oposition gerückte USPD und die Spartakisten war, läßt
sich schwer sagen. Hummel beendet die Erzählung über diesen politischen
Abschnitt mit Befriedigung und zitiert ein Dankesschreiben von Anton
Geiss vom l. April 191967. Man darf freilich auch anfügen, daß die Dinge
in Karlsruhe ungleich harmonischer und geordneter verliefen als in Berlin
oder München. Vielleicht war dies dem badischen Großblock der Vorkriegsjahre
zu verdanken, der die Sozialdemokratie schon damals in die
Regierungsverantwortung eingebunden hatte, so daß ihre führenden Leute
1918 das Heft in bewährter parlamentarischer Tradition in die Hand bekamen
. Selbst ein ehemaliger Nationalliberaler gehörte der neuen Regierung
an - Ludwig Haas -, und so zeichneten sich die Regierungsbündnisse der
Weimarer Koalition schon damals ab, die Baden bis 1929 eine starke Stabilität
verliehen. Dies war auch nötig, denn die Grenzprobleme zu Frankreich
mit der zeitweiligen Besetzung der Häfen in Mannheim und Kehl
stellte Baden vor eine schwere Belastungsprobe68.

Als Hummel im April 1919 in die Regierung gerufen wurde, in der es jetzt
kein Militärressort mehr gab, wurde ihm das Ministerium für Kultus und
Unterricht zuteil, das er bis 1922 leitete. Das Badische Kultusministerium,
das Hummel bisher nur aus der Perspektive des ihm unterstellten Lehrers
kennengelernt hatte, war fest in der Hand zweier tüchtiger Beamten aus
großherzoglicher Zeit, Viktor Schwörer und Karl Ott; der eine leitete den
Hochschulbereich, der andere denjenigen der Gymnasien und höheren
Schulen69. Die Schwerpunkte ministerieller Arbeiten waren durch die Neuorganisation
bestimmt, so bei Theatern, Museen und Kunstinstituten, die
ihren fürstlichen Mäzen verloren hatten. Hier soll indessen ein wichtiges
und zugleich charakteristisches Problem herausgegriffen werden: es geht
um das antidemokratische und antisemitische Denken in der Weimarer Republik
. Hummel hat diese Dinge sehr beachtet und widmet ihnen einen
längeren Abschnitt, den er in der Form einer Landtagsrede vom 10. Mai
1922 seinen Memoiren einverleibte70.

Dort kam er als Kultusminister auf den „Fall Kantorowicz" an der Universität
Freiburg zu sprechen, der nicht nur wochenlang die deutsche Presse
beschäftigt hatte, sondern auch Gegenstand zweier Debatten im badischen
Landtag wurde71. Die Verlautbarungen der Presse, d. h. die Kontroverse
der betroffenen Professoren Kantorowicz und v. Below, die Leserbriefe zu
dem Fall und schließlich die Kommentare der Journalisten wurden im
Karlsruher Ministerium sorgfältig gesammelt, dem Minister vorgelegt und

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