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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 449
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jedermann einsichtig und damals eben dem Freund von Carl Bosch und
Fritz Haber klar gewesen ist. Die in Karlsruhe und auch im Umkreis der
politischen Freunde Hümmels geäußerten Vorwürfe, er habe seine politische
Stellung mißbraucht, um aus ihr heraus einen sehr viel besser bezahlten
Job in der Industrie zu gewinnen, haben diesen tief getroffen. Sein
Nachfolger im Ministerium und bald auch in der Parteiarbeit, Willy Hell-
pach, ist in dieser Hinsicht zu seinem treuesten Anwalt geworden, der zum
Stichwort ,Verquickung von Politik und Geschäft' folgendes sagt80: „Mit
Verlaub, gerade das war es nicht. Ich hatte tagtäglich Anlaß, Hümmels
Entschluß in Schutz zu nehmen, weil er mich als einen der ganz wenigen
vorher um Rat angegangen hatte. Auf einem geselligen Abend im Ministerium
, auf dem er mich neben Carl Bosch, den großen Stickstoffbezwinger
und I. G. Gewaltigen, setzte, hatte er mir in vorgerückter Stunde das Anerbieten
anvertraut, das Bosch ihm gemacht habe. Ich konnte, nach einigen
Fragen, ihm nur raten, es nicht auszuschlagen. ... Aber Hummel hatte mir
auch die schweren Widerstände nicht verschwiegen, auf die Carl Bosch bei
seiner Absicht stoße. Sie richteten sich teils gegen den Politiker, und namentlich
den Politiker der Linken, den Demokraten, andernteils gegen den
Emporkömmling: Hummel war bis zum Zusammenbruch von 1918 Professor
an einer Karlsruher Realschule gewesen, an der er Chemie und Physik
unterrichtet hatte, freilich mehr im Nebenamt, denn schon sehr früh hatte
sein eigener Schuldirektor, der Demokrat Heimburger, ihn in die Politik
und den Landtag gezogen und dort zu seiner rechten Hand erzogen." Neid
und Mißgunst hätten, nach Hellpach, Hümmels Abgang von der politischen
Bühne in Baden begleitet - dem Reichstag gehörte er ja als Abgeordneter
von Magdeburg und Halle von 1925-1930 an.

Mit dieser Charakteristik Hellpachs schließt sich der Kreis. Auch nach
dem Umsturz von 1918 wurde Hummel an dem, was er in monarchischer
Zeit getan hatte und gewesen war, gemessen, und so ging es auch anderen,
die versucht haben, den Wandel zu begreifen, in den sie selbst hineingestellt
waren und den sie doch nicht anders meistern konnten, als mit denjenigen
Mitteln, die ihnen zu Gebote standen und aus derjenigen geistigen
Kraft, in der sie erzogen worden waren. Die Demokraten jeglicher Couleur
haben sich darin besonders schwer getan, nachdem ihre republikanischen
Ziele erfüllt waren, ihre sozialen Ziele von der Sozialdemokratie in größerem
Umfang übernommen, die außenpolitischen Ziele von der nationalen
Rechten depraviert wurden. Was ihnen blieb, war der Versuch, in enger
Verbindung mit Industrie und Wirtschaft den materiellen Wiederaufbau des
von Reparationen, Erfüllungsleistungen und der militärischen Besetzung
seiner Industrielandschaft niedergedrückten Reichs zu ermöglichen. Der
Weg aus der Politik eines kleinen Landes in die Weltwirtschaft, den Hummel
gewählt hat, war daher logisch und konsequent.

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