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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 459
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entsprechender Herrichtung der Stollen auf einer Fläche von 18 488 m2
Teile von V-Waffen herzustellen4. Damit der Zusammenhang zwischen
Stammwerk und ausgelagertem Betrieb nicht bekannt wurde, ordnete das
Rüstungsamt in Berlin an, daß der Verlagerungsbetrieb in Haslach den
Tarnnamen „Barbe" zu führen habe5. Auch die Messerschmidt-Flugzeugwerke
, die 1943 den ersten Düsenjäger der Welt hergestellt hatten und die
fortwährend Ziel alliierter Luftangriffe waren, zeigten an der Einrichtung
eines Fertigungsbetriebes in den bombensicheren Stollen des „Vulkans"
Interesse. Beauftragte dieses Werkes besichtigten im April 1944 die Untertagebaue
des „Vulkans"6.

Im Mai 1944 erschien dann ein Baustab des Reichsluftfahrtministeriums,
das Ingenieurbüro Schlempp, und bereitete den Ausbau der Stollen im
Urenwald vor. Noch immer hieß es, die Mannesmann-Werke sollten darin
untergebracht werden7. Einen Monat später übernahm die Organisation
Todt die Bauleitung. Zwei Baufirmen wurden von der OT-Zentrale in Berlin
beauftragt, die Vulkan-Stollen zu unterirdischen Fabrikationsstätten
auszubauen: die Firma Wayss und Freytag A. G., Frankfurt, Niederlassung
Straßburg, sowie die Firma Dohrmann, Mühlheim8. Zur raschen Durchführung
der Bauarbeiten wurden den beiden Baufirmen KZ-Häftlinge zur
Verfügung gestellt9. Entlang der Reichsstraße 294 (heutige B 294) in der
Höhe des Zufahrtsweges zum „Vulkan" wollte die Organisation Todt im
Herbst 1944 ein großes Arbeitslager mit vierzehn Unterkunftsbaracken für
die Häftlinge erstellen10. Die fortschreitenden Kriegsereignisse ließen diesen
Plan jedoch scheitern. Stattdessen richtete die SS im August 1944 in
einem großen Lagerschuppen der Wehrmacht in der Nähe des Haslacher
Sportplatzes ein Konzentrationslager ein, das als Außenkommando dem
Konzentrationslager Natzweiler-Struthof (Elsaß) unterstellt war". Der
Lagerschuppen war etwa 80 Meter lang und 30 Meter breit. Dieses Lager
bekam die Bezeichnung „Arbeitslager Barbe", wurde aber später stets
Lager „Kinzigdamm" genannt, wohl deshalb, weil in der Nähe der Kinzigdamm
verlief. Am 16. September 1944 wurden vom KZ Dachau, Außenlager
Allach, 400 Häftlinge nach Haslach überstellt, die kurz zuvor vom
KZ Natzweiler-Struthof dorthin deportiert worden waren113.

Durchschnittlich 600 Häftlinge12 aus den Konzentrationslagern Natzweiler
-Struthof und Dachau waren in der Folgezeit im KZ „Kinzigdamm" auf
engstem Raum zusammengepfercht. Es waren vorwiegend französische
Widerstandskämpfer, aber auch Deutsche, Niederländer, Belgier, Luxemburger
, Polen und Russen. Das KZ beim Haslacher Sportplatz war mit
Stacheldraht umgeben und wurde von dreißig Wachsoldaten streng bewacht
. Die Wachmannschaften waren im Clubhaus des Haslacher Sportvereins
untergebracht. Es waren vor allem SS-Leute, aber auch Ange-

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