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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 470
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SSler traktierten uns geschwächte, abgemagerte Gestalten mit Fußtritten und mit
Gewehrkolben .. 4I"

Im Februar 1945 wurde Karl Buck als Kommandant ins Konzentrationslager
Villingendorf (bei Rottweil) versetzt. Sein Nachfolger, SS-Sturmscharführer
Josef Kraus, stand Buck an Grausamkeit nicht nach. Kraus hat
selbst Häftlinge brutal mißhandelt und oft den Befehl zum Mißhandeln gegeben
. „Er war über die Ermordung von Häftlingen im Lager ,Vulkan' genau
im Bilde und deckte die Mörder42." Als vier Häftlinge Ende Februar
1945 aus dem KZ „Vulkan" fliehen wollten, mußten sie auf Befehl von
Kraus die ganze Nacht bei grimmiger Kälte barfuß auf einer Zementplatte
stehen. Am anderen Morgen war ein Häftling bereits tot, von den anderen
drei sind zwei ebenfalls gestorben43.

Dadurch, daß Hunderte von Menschen monatelang in den tiefen Stollen
des „Vulkans" unter schlimmsten Verhältnissen vegetieren mußten und
dazu noch Schwerstarbeit zu verrichten hatten, wurde das KZ „Vulkan" im
Haslacher Urenwald unter den vielen Konzentrationslagern der Hitler-
Diktatur besonders berüchtigt44.

Der Ausbruch einer Flecktyphusepidemie ließ die Anzahl der Toten in den
Stollen schnell ansteigen. Insgesamt sind im KZ „Vulkan" über hundert
Häftlinge umgekommen45. Sie sind nur zum Teil im Massengrab beim
Haslacher Friedhof beigesetzt worden46. Viele wurden unter dem Geröllschutt
in den Stollen verscharrt. Als die Zahl der arbeitsfähigen Häftlinge
immer weniger wurde, kam am 4. Februar 1945 noch einmal ein Transport
von 93 Häftlingen aus dem Freiburger Gefängnis in das unterirdische
„Höllenlager". Sie waren alle französische Widerstandskämpfer47. Insgesamt
betrug die Zahl der Toten in den beiden Haslacher Konzentrationslagern
etwa vierhundert.

Im KZ „Kinzigdamm" beim Haslacher Sportplatz befanden sich im Januar
1945 nur noch 150 Häftlinge, alle in elender Verfassung und völlig arbeitsunfähig
. Dies führte zur Auflösung dieses Lagers. Die Häftlinge wurden in
das sogenannte „Krankenlager" des KZ Dachau überführt. Die Häftlinge
des KZ „Vulkan" aber verblieben bis zum 28. März 1945 in ihrem unterirdischen
Gefängnis48. Sie wurden dann für knapp einen Monat in das freiwerdende
Lager beim Sportplatz verlegt, aus welchem sie am 21. April
1945 von den französischen Truppen befreit wurden.

Die von den Häftlingen geräumten Stollen dienten großen Teilen der einheimischen
Bevölkerung in den letzten Kriegstagen als sicherer Unterschlupf
, zumal angeblich eine Verteidigung Haslachs vorgesehen war. In

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