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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 476
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weiterhin von der französischen Besatzungsmacht gesperrt und bewacht
war58. Zur Betriebsaufnahme sollte es nie mehr kommen. Die französischen
Militärbehörden ließen nämlich für die Dauer des sogenannten
„Haslacher-KZ-Prozesses" in Rastatt, der im März 1947 mit der Aburteilung
des für die Greueltaten verantwortlichen Wachpersonals beendet
wurde, das Vulkangelände sperren und bewachen59. Im Zuge des Rastatter
KZ-Prozesses wurde dann noch die Sprengung der Vulkan-Stollen beschlossen60
.

Mit 64 Tonnen Sprengstoff wurde im November 1947 die erste Sprengung
durchgeführt. Sie blieb jedoch ohne Erfolg, und der Amphibolit stellte
hierbei seine Härte und Zähigkeit unter Beweis. Die Explosion fegte lediglich
die Verdammung hinweg, und eine gewaltige Stichflamme setzte den
Wald über den Stollenmundlöchern in Brand. Darüber hinaus blieb diese
Sprengung ziemlich wirkungslos.

Eine zweite Sprengung wurde beschlossen. Nun sollten 84 Tonnen Sprengstoff
und die zusätzliche Einlagerung einer großen Menge aus dem Krieg
verbliebener Sprengkörper aller Art die gewaltigen bis zu zehn Meter
hohen und entsprechend breiten Stollen endgültig zum Einsturz bringen.
Am 28. April 1948, um 16.30 Uhr, wurde die gewaltige Sprengstoffmenge
gezündet61. Der Urenkopf, ja, das ganze mittlere Kinzigtal erbebten, und
über dem Vulkangelände erhob sich eine riesige Wolke aus Staub und
Rauch. Gemessen an der Größe der Sprengung, die damals nur noch von
der einer Sprengung auf der Insel Helgoland übertroffen wurde, war statt
des erwarteten gewaltigen Explosionsknalls mehr ein dumpfes Grollen zu
hören. Nach Abzug der Explosionswolke zeigte der „Vulkan" ein völlig
verändertes Aussehen. Wo einst die mächtigen Stolleneingänge waren, lagerte
nun eine Geröllhalde mit tonnenschweren Blöcken. Am 29. April
1948 wurde noch eine weitere kleine Sprengung an anderer Stelle durchgeführt
.

Von 1953 bis 1965 diente das Vulkangelände als Munitions- und Sprengstoffdepot
der französischen Armee. 1965 richtete die Stadt Haslach auf
dem Gelände einen Müllplatz ein. Seit 1973 befindet sich auf dem Vulkangelände
eine geordnete Mülldeponie des Ortenaukreises.

Welches andere Gelände in unserer Region hat im 20. Jahrhundert eine so
wechselvolle und tragische Geschichte aufzuweisen wie der „Vulkan" bei
Haslach im Kinzigtal?

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