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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 484
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Im Sommer hatten Tiefangriffe einzelner Jagdbomber immer wieder die
Rheintalstrecke und die Höllentalbahn lahmgelegt. Seit dem 11. September
mußte wegen der ständigen Präsenz alliierter Flugzeuge über dem badischen
Luftraum der Güter- und Personenverkehr tagsüber von 8 bis 18 Uhr
eingestellt werden18. Dennoch waren die Angriffe auf Offenburg bis Ende
November 1944 unplanmäßige Einzelaktionen. Erst als sich der Bodenkrieg
der Stadt bis auf wenige Kilometer genähert hatte und die rechtsrheinischen
Verkehrswege für den Nachschub der Wehrmacht deshalb erhöhte
Bedeutung gewonnen hatten, entwickelte das Working Committee des
Combinded Strategie Targets Committee einen Plan zur Zerstörung des
deutschen Verkehrswesens, der sowohl die Durchführung der alliierten
Operationen im Westen wirkungsvoll unterstützen und möglichst auch den
Operationen in Italien dienen als auch der deutschen Rüstungsproduktion
größtmöglichen Schaden zufügen sollte19. Weil das Streckennetz im Raum
Oberrhein am weitmaschigsten und damit anfälligsten war, begannen systematische
Angriffe, nachdem Oberbefehlshaber General Dwight D. Ei-
senhower am 22. November zur Unterstützung des Angriffs der 6. alliierten
Armeegruppe die Bombardierung aller wichtigen Eisenbahnknotenpunkte
und Brücken südlich von Karlsruhe angeordnet hatte20. Im Geheul
der Luftschutzsirenen lösten sich Voralarm, Warnung und Entwarnung nun
immer häufiger ab21. Der schwerste Angriff des 2. Weltkriegs fand am
27. November 1944 zwischen 12.05 Uhr und 12.50 Uhr statt. Der Holländer
Alfons van Buiten erlebte ihn als Zwangsarbeiter bei Stahlbau Müller
im Industriegebiet am Holderstock: „Im November 1944 wollte ich zum
Essen gehen, da war ein Fliegerangriff, und auf einmal fiel die Bombe, ungefähr
um 12 Uhr. Wir gingen in den Keller, das war kein Luftschutzkeller,
nur ein Umkleideraum. Auf den Betrieb fielen damals zwei Bomben, wir
hatten das Glück, daß die Mauer auf eine Bank fiel, eine schwere Bank,
die im Boden verankert war, darauf blieb die Mauer liegen. Das war unser
Glück, wir waren da drunter. Wir haben noch fünf Minuten gewartet, dann
sind wir ins Freie gegangen, die Tür war weggeblasen, und als wir hinauskamen
, wußten wir gar nicht, was wir sahen. Vom Kriegsgefangenenlager
vor dem Betrieb war überhaupt nichts mehr zu finden, im Betrieb war viel
kaputt, das Portiershäuschen war auch weg. Wir sind dann von Bombentrichter
zu Bombentrichter Richtung Kinzig gelaufen, sind über die Brücke
gegangen und auf der anderen Seite zurückgelaufen, Richtung Elgersweier.
Ein paar von uns hatten Lebensmittelkarten, wir haben dort etwas gegessen
und abgewartet, bis alles ruhig wird. Dann sind wir ins Lager zurückgegangen
"22.

In drei Angriffswellen warfen 325 Maschinen des Typs B-17 Flying Fort-
ress und B-24 Liberator der 8. USAAF insgesamt 2880 Sprengbomben und
596 Brandbomben von je 500 lbs. auf den Verschiebebahnhof der Reichs-

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