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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 490
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über 2 000 KZ-Insassen, die bis Kriegsende in Offenburg arbeiteten, trafen
in einem Güterzug wenige Tage vor Weihnachten 1944 ein. Sie gehörten
zu mobilen Baubrigaden, die die SS seit Sommer 1942 zunächst zu ganz
anderen Zwecken gebildet hatte.

2. „Sondermaßnahmen der Waffen-SS im Verkehrssektor"

Die Aufstellung der SS-Baubrigaden

Heinrich Himmler, der als Reichsführer-SS (RFSS) für die Einrichtung von
mobilen KZ-Außenlagern verantwortlich war, ordnete damals im Rahmen
eines Maßnahmenkatalogs zur Behebung von Bombenschäden in seinem
Machtbereich unter anderem die Aufstellung mobiler Häftlingsbrigaden
an, denen die SS bei Bewährung Haftentlassung in Aussicht stellte. Der
Chef des Wirtschafts- und Verwaltungshauptamts der SS (WVHA), Oswald
Pohl, rekrutierte daraufhin in den Konzentrationslagern Buchenwald,
Sachsenhausen und Neuengamme je 1000 Häftlinge, die er als Baubrigaden
I, II und III im September an ihre Einsatzorte Düsseldorf, Köln,
Duisburg, Osnabrück und Bremen schickte46.

Das Konzept mobiler Baubrigaden hatte Pohl im Rahmen des „vorläufigen
Friedensprogramms" für Waffen-SS und Polizei im Auftrag Himmlers seit
Ende 1941 entwickelt. SS-Baubrigaden aus KZ-Häftlingen, Kriegsgefangenen
, Juden und ausländischen Zivilarbeitern sollten nach den Vorstellungen
des WVHA unter der Aufsicht deutscher Facharbeiter und Bewachung
durch SS bzw. Polizei Bauvorhaben der SS in Europa durchführen. Sie waren
nach militärischem Vorbild in Bauregimenter, -bataillone und -kompa-
nien untergliedert und erreichten eine Stärke von insgesamt 4800 Mann.
Mit diesem Griff der SS-Wirtschaftsunternehmungen nach dem Bausektor
wollte Himmler nach dem „Endsieg" seine Machtbasis bei der Sicherung
der NS-Herrschaft über Europa ausbauen47. „Der KZ-Staat sollte nach
Kriegsende überhaupt erst in vollem Maße entfaltet werden, und zwar vor
allem bei den Baumaßnahmen zur polizeilichen Sicherung und Germanisierung
in Osteuropa"48.

Dazu kam es nicht mehr, in der Untergangsphase des NS-Regimes leisteten
die Baubrigaden der SS nur noch die Aufgaben eines technischen Hilfsdienstes
. „Die Gefangenen wurden vor allem zu Auf räumarbeiten und zur
Leichenbergung eingesetzt. Sie mußten wichtige Bahn- und Straßenverkehrswege
freiräumen, einsturzgefährdete Ruinen zerstörter Häuser sprengen
, Schutt beseitigen, um Leichen aus den Kellern zu bergen, noch
brauchbare Baustoffe freilegen und zusammentragen, zum Teil auch bei

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