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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 492
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Die Baubrigaden hatten eine Sollstärke von jeweils 504 Häftlingen, darunter
15 bis 20 Kapos. Diese waren privilegiert und mußten beispielsweise
nicht die gestreifte KZ-Kleidung tragen, sondern besaßen eigene Kleider,
die sie sich irgendwie organisiert hatten. Vielfach maßten sie sich mit Duldung
der SS eigene Disziplinarbefugnisse an55. Betriebe und Behörden, die
Häftlingsarbeit in Anspruch nahmen, hatten pro Tag für Hilfsarbeiter 4,-
und für Facharbeiter 6,- Mark über das WVHA an das Reich abzuführen
sowie Unterkunft und Verpflegung zu stellen56.

Insgesamt etwa 50 Eisenbahnwagen bildeten die sachliche Ausstattung der
rollenden Konzentrationslager. Der Führungsstab wohnte in umgebauten
D-Zug-Wagen, die Wachmannschaften in drei geschlossenen Güterwaggons
. In eigenen Waggons waren die Küche, das Lazarett und Geräte untergebracht
, dazu kamen Privat- und Reservewagen. Die Häftlinge hausten
in umgebauten geschlossenen Güterwaggons, die mit etwa 20 die größte
Wagengruppe bildeten. Jeder dieser Waggons, die sofort nach Feierabend
verriegelt wurden, faßte 24, mitunter bis zu 70 Häftlinge, die auf Etagenpritschen
mit Strohbelag schliefen. Die Kapos hatten einen eigenen Wagen
, der meist offen war57. Diese rollenden Konzentrationslager enthielten
in sich den gesamten Kosmos des SS-Staates. „Liebenswürdig und brutal",
wie Kammler im charakteristisch zynischen Jargon der SS formulierte,
verlange man den Häftlingen „erhöhte Leistungen" für den Endsieg ab. In
diesem Zusammenhang erklärte Inspekteur Weigel Anfang Februar 1945
die 13. SS-Baubrigade, deren Zug die Deutschen Ausrüstungswerke, ein
Betrieb der SS-Wirtschaftsverwaltung, „aufgrund der gesammelten Erfahrungen
" ausgerüstet hatten, zum „Musterzug", da er über Brausebäder,
Entlausungswaggons und sogar „vorbildliche Kücheneinrichtungen mit
Verpflegungswaggon" verfüge. Mochte er das für eine „liebenswürdige"
Methode halten, aus den ausgelaugten Häftlingen die letzten Reserven herauszuholen
, so waren die Verhältnisse bei der 6. SS-Baubrigade sicher eher
nach seinem Geschmack. Dort veranlaßte Weigel „Sondermaßnahmen für
arbeitsscheue Ausländer": mit SD und Gestapo vereinbarte er, daß leerstehende
Waggons als Arbeitserziehungslager für Ausländer Verwendung
fanden58.

SS-Baubrigaden im Einsatz

Dafür, daß den Konzentrationslagern die Häftlinge nicht ausgingen, hatte
das WVHA vorgesorgt. Bereits im Herbst und Winter 1942 hatte Himmler
mit Reichsjustizminister Thierack vereinbart, Gefangene aus den Justizstrafanstalten
in die Konzentrationslager zu überstellen. Zwischen Juli
1942 und Januar 1945 stieg die Zahl der Häftlinge in den Konzentrations-

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