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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 496
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0496
3. KZ-Häftlinge in Offenburg

Unterbringung und Arbeitseinsatz

Die 8. und 9. SS-Baubrigade hielten in Ottenburg zunächst auf den Gleisen
zwischen der heutigen Georg-Monsch-Schule und dem Gasthaus Zähringer
Hof83. Die 9. SS-Baubrigade bestand aus etwa 30 Waggons mit rund 500
Häftlingen84; ähnlich dürfte die 8. SS-Baubrigade ausgestattet gewesen
sein, die unter dem Kommando von SS-Untersturmführer Zöger stand85.
Am ersten Weihnachtsfeiertag 1944 notierte Oberbürgermeister Rombach,
der sich zum Schutz vor Angriffen meist im Rathauskeller aufhielt, in sein
Diensttagebuch: „Hier stehen seit einigen Tagen im Bahneinschnitt zwischen
Zähringer Hof und Mädchenschule 2 lange Züge mit KZ-Häftlingen,
die zu Aufräumungsarbeiten eingesetzt sind. Wenn das nur keine Bomber
auf uns zieht"86.

Rombachs Befürchtungen waren begründet. Nachdem die Häftlingszüge
auf dem Bahngelände wiederholt zum Ziel von Luftangriffen geworden
waren und hohe Verluste verzeichneten, besprach er am 29. Dezember deshalb
mit Landrat Dr. Sander Möglichkeiten, die Züge außerhalb des Stadtgebiets
abzustellen. Am folgenden Tag versuchte Dr. Sander vergeblich,
die Reichsbahndirektion Offenburg zur Verlegung der Gefangenen zu bewegen87
. Da die Bombardierung des Bahngeländes jedoch anhielt, erklärte
sie sich schließlich bereit, die Häftlinge im aufgegebenen Ostarbeiterlager
im Unteren Angel unterzubringen.

Ähnlich wie die beiden anderen bestand die 10. SS-Baubrigade aus insgesamt
rund 40 Waggons, darunter zehn Waggons für die Häftlinge, zwei
Waggons für die Wachmannschaften, ein Waggon für Ärzte, ein Bürowagen
, ein Waggon für Kapos, und zwei Küchenwaggons; weitere Waggons
dienten als Reserve und transportierten Ausrüstungsmaterial88. Dem
Führungsstab gehörten zehn bis zwölf SS-Dienstgrade unter dem Befehl
von SS-Obersturmführer Ludwig Petz an. Das Bewachungspersonal bestand
aus 50 bis 70 ehemaligen Eisenbahnern und 15 bis 20 deutschen Kapos89
.

Die 10. SS-Baubrigade scheint die Reichsbahn auf Grund der Erfahrungen
mit den anderen Zügen besser plaziert und getarnt zu haben, denn die Häftlinge
dieser Brigade hausten ständig in ihren Güterwaggons. Sie waren mit
je 70 Mann in 4-Etagenbetten belegt, in jedem Waggon befand sich eine
Arbeitsgruppe. „Wir hatten keinen Kalender, lebten in Bedingungen, die
ärger waren als die Bedingungen für Arbeitstiere", erinnert sich ein ehemaliger
Häftling der 10. SS-Baubrigade90.

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