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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 497
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Sobald die tägliche Arbeit beendet war, schlössen die Wachmannschaften
die Häftlinge ein91. Um in der Winterkälte die Waggons überhaupt heizen
zu können, waren sie auf gestohlenen Brennstoff angewiesen92. Ebensowenig
Schutz gegen die Kälte boten jedoch die ausgebombten Baracken des
Ostarbeiterlagers den Häftlingen der beiden anderen Züge.

Mit diesen drei Bauzügen standen der Reichsbahn insgesamt 1500 Häftlinge
zur Verfügung, die sie zu Gleisinstandsetzungsarbeiten und zur Entschärfung
von Blindgängern einsetzte93. Ein Zeitzeuge erinnert sich, daß
die Häftlinge der 10. SS-Baubrigade in Offenburg auch bei Luftangriffen
getötete Leichen und Leichenteile begraben mußten94. Jede Baubrigade
teile ihre Häftlinge in 5 Hundertschaften ein, die mit Spaten, Schaufeln
und Spitzhacken ausgerüstet waren. Schweres Gerät führten die Züge nicht
mit, es wurde erst am Einsatzort bei Bedarf zur Verfügung gestellt95.

Die SS preßte aus ihnen die letzten Arbeitskraftreserven heraus, da sie die
gleiche, wenn nicht eine höhere Arbeitsleistung als von Zivilarbeitern erwartete
. Nachdem Kammler im März 1942 für die KZ-Baubrigaden eine
Arbeitsleistung von 50 Prozent derjenigen freier Arbeiter eingeplant hatte,
handelte er sich dafür die Kritik Himmlers ein: „Mit der einfachen Rechnung
, daß man Arbeiterhäftlinge nur mit 50% der Arbeitsleistung im Verhältnis
zu deutschen Facharbeitern ansetzt, gebe ich mich nicht zufrieden
... Praktisch muß es so werden, daß mindestens der gefangene Hilfsarbeiter
mehr leistet als der freie Hilfsarbeiter. Es ist nicht einzusehen, warum
der gefangene Facharbeiter nicht dasselbe leisten soll wie der in Freiheit
lebende Facharbeiter. Hier steckt die größte Reserve an Arbeitskraft.
Die Möglichkeiten, sie herauszuholen, sind dem Chef des Wirtschafts- und
Verwaltungshauptamtes durch die Übertragung der Inspektion der Konzentrationslager
gegeben"96.

Wenige Wochen später verfügte Pohl, daß die Arbeitszeit „an keine Grenzen
gebunden" sein solle und jederzeit über das übliche Maß verlängert
werden könne. Gearbeitet wurde, solange es hell war, durchschnittlich 12
Stunden täglich, auch an Sonntagen97. Bei den Baubrigaden in Offenburg
betrug die Arbeitszeit ebenfalls 12 Stunden, von morgens 6 Uhr bis abends
6 Uhr98. Im Februar 1945 ordnete der Inspekteur der SS-Baubrigaden auf
dem Offenburger Rangierbahnhof Nachtarbeit an99.

Behandlung

Die Häftlinge der 10. SS-Baubrigade wurden von älteren SS-Leuten bewacht
. Sie brachten die Häftlinge vom Zug oder vom Lager zur Arbeits-

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