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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 502
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sein, doch fanden sich unter den 14 000 Häftlingen des Lagers Flossenbürg
nur noch etwa 700 Arbeitsfähige. Wie entkräftet auch diese bereits waren,
zeigte sich, als zwei Tage vor dem Abmarsch von den ausgewählten fünf
Häftlingen an „allgemeiner Körperschwäche" starben und kurzfristig ersetzt
werden mußten122.

Angesichts der chaotischen Verkehrsverhältnisse war der Zug, in dem die
Gefangenen teilweise in offenen Waggons befördert wurden, mehrere Tage
unterwegs und soll in Ansbach eineinhalb Tage lang aufgehalten worden
sein. An den Strapazen der Fahrt starben unterwegs nach Erinnerung eines
Zeugen etwa 50 Häftlinge. Sie wurden bei Aufenthalten ausgeladen und
weggeschafft oder während der Fahrt aus dem Zug geworfen. Als der Zug
am 25. oder 26. März in Offenburg eintraf, waren weitere 12 Häftlinge gestorben
, an „Herz- und allgemeine[r] Körperschwäche, Darmschwäche,
Herzinsuffizienz und Kollaps", wie das Sterberegister des Offenburger
Standesamts vermerkt123.

Nach der Ankunft in Offenburg wurden die Häftlinge in der Ihlenfeldkaserne
untergebracht124. Dort hatte die Wehrmacht einen dreistöckigen Gebäudeblock
mit einem hohen Drahtzaun umgeben. Der erste und zweite
Stock dienten als Lager für die Arbeitsfähigen, alte und kranke Häftlinge
kamen in das Krankenrevier im dritten Stock, wo ein französischer Häftling
als Lagerarzt tätig war. Die Unterkünfte der Wachmannschaft und die
Küche befanden sich in einem Nachbargebäude.

Der Bauzug stand unter dem Kommando des SS-Sturmbannführers Emil
M., den die Häftlinge als „sehr rohen und gefährlichen" Menschen in Erinnerung
behielten, der „allgemein Schrecken" verbreitet habe. Stellvertretender
Kommandant war SS-Hauptscharführer Johann P. Außerdem gehörten
der Kommandantur ein Unterscharführer, der auch als P.s Stellvertreter
auftrat, und ein namentlich unbekannter Stabsführer an. Von den 10 bis 15
SS-Dienstgraden sind lediglich zwei, Wilhelm Friedrichs und Josef Gillmann
, namentlich bekannt. Sie kommandierten 35 bis 40 ältere Wehrmachtsangehörige
und Volkssturmleute, die für die Bewachung der Häftlinge
zuständig waren. Die Kapos, Lager- und Blockältesten rekrutierten
sich fast ausschließlich aus „reichsdeutschen" Berufsverbrechern und „kriminellen
Vorbeugehäftlingen". Anton Michels war der Lagerälteste in der
Offenburger Kaserne, als Kapo im Krankenrevier fungierte ein Häftling
mit Namen Hans Heubaum.

Die rund 600 Häftlinge waren in zwei Arbeitskommandos aufgeteilt, die
wiederum aus je drei Hundertschaften bestanden. Jedes Kommando und
jede Hundertschaft führte ein Kapo an, der gleichzeitig einen Teil des Lagers
als Blockältester beaufsichtigte. Dem ersten Arbeitskommando stand

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