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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 507
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der Wälder bis Donaueschingen, wo schon eine Vorhut marokkanischer
Truppen der französischen Armee eingetroffen war. Wir waren befreit.
Über Donaueschingen kam unsere kleine Gruppe nach Klengen, wo wir
uns erholen und wieder einmal anständig zu essen bekommen sollten.
Doch das vertrugen unsere ausgemergelten Körper nicht. Viele bekamen
Fleckfieber und mußten ins Krankenhaus nach Donaueschingen, wo einige
von uns noch nach der Befreiung verstarben"135.

5. Justiz und Selbstjustiz

Der frühere Lagerälteste Anton Michels setzte sich nach der Auflösung der
Baubrigade nach Tuttlingen ab. Ein befreiter russischer Häftling soll ihn
am 10. Mai auf der Straße erkannt und mit einer Schnapsflasche niedergeschlagen
haben, worauf er bewußtlos in die Klinik eingeliefert worden und
am folgenden Tag verstorben sein soll. Nach einer anderen Version starb
Michels an Fleckfieber. Von Leo Knamm, dem Führer der dritten Hundertschaft
des Arbeitskommandos Alex, wird ebenfalls berichtet, daß er nach
Kriegsende erschossen worden sei.

Die französische Armee soll nach Kriegsende etwa 30 Mann des Wachpersonals
festgenommen und nach Frankreich deportiert haben. Sicher ist, daß
zwei SS-Leute des Kommandos, Wilhelm Friedrichs und Josef Gillmann,
in französische Gefangenschaft gerieten und im RAD-Lager Hüfingen interniert
wurden, wo französische Soldaten sie am 15. Juni oder am 15. Juli
erschossen136.

Strafprozesse fanden nach dem Krieg nur gegen vier Verantwortliche statt.
Den Kommandanten Emil M. verhafteten französische Truppen am 5. Mai
1945. Das Tribunal General du Gouvernement Militaire in Rastatt verurteilte
ihn zu 8 Jahren Zwangsarbeit; ob die Häftlingstötungen in Offenburg
Gegenstand des Verfahrens waren, ist nicht bekannt137. Nach Verbüßung
seiner Strafe starb M. am 11. Januar 1958 in Freiburg.

Ebenfalls vor den Schranken des obersten Militärgerichts in der französischen
Besatzungszone standen M.s Stellvertreter R und die beiden Kapos
Otto Alex und Albert Rinkel. Alex hielt sich nach Kriegsende in Villingen
auf, wo ihn französische Gendarmerie im Oktober 1945 verhaftete und in
das Militärgefängnis Germersheim einlieferte. Im November 1947 verurteilte
ihn das Militärgericht Rastatt zusammen mit Albert Rinkel wegen
Mißhandlungen und Tötungen von Häftlingen zum Tode. In der Beru-

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