Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 516
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0516
Wie ein verständiger Mann besaß er

Kunstfertigkeit und hat mit angenehmen Worten berichtet

und in verständiger Weise beurteilt,

was er an schriftlichen Quellen vorfand.

Aber er hat nicht den zehnten Teil davon erzählt,

was, soweit ich gelesen habe,

über ihn berichtet wird."

Worauf lassen diese wenigen Verszeilen schließen? Wie steht es um die
Verläßlichkeit der darin enthaltenen Aussagen? Rudolf von Ems wußte anscheinend
direkt oder indirekt - beispielsweise vom Hörensagen, aufgrund
einer ihm vorliegenden Handschrift oder eines Fragments, durch Paraphrasen
oder andere, nicht erhaltene literarische Bezeugungen Bertholds - von
der Existenz eines Autors, dem man eine Dichtung über Alexander den
Großen (356-323 v. Chr.) zuschrieb3. Rudolf kannte diesen Verfasser anscheinend
unter dem Namen 'Berthold von Herbolzheim'. Der beigegebene
Herren-Titel, dessen Authentizität nicht gesichert ist, könnte eine adlige
Standeszugehörigkeit zum Ausdruck bringen, während der Zusatz 'von
Herbolzheim' wohl auf Bertholds Herkunfts- bzw. Aufenthaltsort zu beziehen
ist. Berthold hatte seine Alexanderdichtung offenbar einem edelen
Zäringcere gewidmet; er dichtete also vermutlich im Auftrag eines männlichen
Angehörigen der herzoglichen Familie von Zähringen. Das Werk
selbst scheint Rudolf hinsichtlich des formalen Könnens lobenswert. Auch
die verständige Art der Darstellung wird positiv hervorgehoben. Kritik erntet
Berthold bezüglich der schmalen Stoffgrundlage: Gemäß Rudolfs Urteil
hat der Herbolzheimer lediglich ein Zehntel der histörje erzählt.

Damit ist der Informationsgehalt der literarischen Bezeugung zwar vorläufig
ausgeschöpft, doch sind, so scheint es jedenfalls, weitere Fakten zur
Person des Dichters wie des Gönners wenigstens erschließbar. Werner
Fechter zum Beispiel ordnete Berthold den Herren von Herbolzheim zu4.
Diese seien, so der Forscher, als Ministerialen der Herzöge von Zähringen
dem 30 km nördlich von Freiburg im Breisgau entfernten gleichnamigen
Ort zuzuweisen, und der edele Zäringcere „wohl Herzog Berthold V.
(1186-1218)"5. Mit dieser Gleichsetzung steht Fechter nicht allein. Die
Gönnerschaft des 'letzten Zähringers' wurde in jüngster Zeit auch von Joachim
Bumke und von Volker Mertens vertreten6. Der Umstand, daß
Rudolfs singuläres literarisches Zeugnis Berthold V. gerade nicht explizit
als Gönner des Herbolzheimers belegt, sollte jedoch prinzipiell Zweifel
wecken. Grund genug, möchte man meinen, die Gleichsetzung des Auftraggebers
mit Berthold V. von Zähringen (und damit das mutmaßliche
Entstehungsdatum von Bertholds 'Alexander'), aber auch die südbadische
Herkunft des Autors einer genaueren Prüfung zu unterziehen.

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