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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 518
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1187 geschrieben worden und stammte aus einem Jesuitenkolleg im elsäs-
sischen Molsheim, wurde damals jedoch in der Straßburger Stadtbibliothek
(Signatur: C.V. 16. 6.4°) aufbewahrt11. Sie enthielt (fol. 13va-29ra) unter
anderem jene Fassung des Lamprechtschen Alexanderromans, den die Forschung
als sogenannten 'Straßburger Alexander' (S) bezeichnet12. Bei diesem
Text handelt es sich um eine Bearbeitung des um die Mitte des
12. Jahrhunderts entstandenen Alexanderlieds des Pfaffen Lamprecht13.
Schreibers Beitrag enthält ein ganzes Bündel von Thesen zur Straßburg-
Molsheimer Handschrift, zum Autor des 'Straßburger Alexander' und zum
Auftraggeber Bertholds von Herbolzheim, auf die nicht detailliert eingegangen
werden muß, da sie inzwischen als überholt gelten14. Von forschungsgeschichtlicher
Bedeutung sind jedoch einige wenige Mutmaßungen
, die im vorliegenden Zusammenhang nicht übergangen werden dürfen.
So wertet Schreiber den bei Rudolf von Ems belegten Herrentitel
Bertholds als Hinweis auf die Zugehörigkeit des Autors zum Ritterstand.
Docen und Lampadius folgend, spricht auch er sich für das südbadische
Herbolzheim als Herkunftsort des Dichters aus und plädiert in der Gönnerfrage
einmal mehr für Berthold V., den er dessen „letzte Tage" in seinem
Freiburger Schloß „muntern Sinnes unter Spiel, Tanz und Musik" zubringen
läßt15.

Es blieb nicht bei diesem Beitrag: Schreiber wiederholte seine Ansichten
zunächst im Jahr 183916. Geradezu als Paradebeispiel für historische wie
germanistische Legendenbildungen darf ein Beitrag gelten, den Schreiber
im Jahr 1862 publizierte17. Dort heißt es unter anderem: „Erst der Letzte
unter ihnen [sc. der Herzöge von Zähringen], Herzog Berthold V. kehrte,
der gehaßten Regentschaft und des steten Kampfes müde, gegen Ende
seines Lebens in die Heimath zurück. Hier begrüßte ihn an der Dreisam die
rasch aufgeblühte Stadt seiner Vorfahren und auf dem Berge oberhalb derselben
eine der schönsten Festen in Deutschland, eine großartige Pfalz auf
uraltem Römerbau; wohnlich und weit hinaus, bis an die Vogesen und den
Jura das Rheinthal überblickend. Mit dem alten Herrn zogen auch seine
erprobten Hausgenossen ein, und schienen sich darin überbieten zu wollen,
seine noch übrigen Jahre zu verschönern. In buntem Durcheinander
wurden hier Ritterspiele getrieben, es wurde gezecht und gewürfelt, unter
Orgelbegleitung gesungen und getanzt. Mit Befremden blickte des Herzogs
gleichnamiger Neffe, damals Abt zu Thennenbach (Berthold L), als er
auf der Rückreise von Rom bei seinem Onkel einsprach, auf dieses, wie es
ihm erschien, allzu weltliche Treiben, und sprach seine Verwerfung darüber
schonungslos aus. Es war allerdings ein heiteres Stück Lebens-Poesie,
ganz geeignet, die bittern Eindrücke einer schweren prosaischen Vergangenheit
, wenn auch nicht vergessen zu machen, doch in den Hintergrund
zu drängen. Und dabei fehlten denn natürlich die Dichter selbst um so

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