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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 519
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weniger, als es unter den hohenstaufischen Kaisern Sitte zu werden an-
fieng, daß sich der deutsche Adel, wie sein Nachbar der französische,
durch Bildung und Minnegesang auszuzeichnen suchte. Dazu eigneten sich
denn vorzugsweise kleine Fürstenhöfe, wo die Dichter sorgenfreies Leben
und Auszeichnung, ihre Werke Gehör und Bewunderung fanden.
An der Spitze des herzoglichen Sängerkreises stand damals der epische
Dichter, Ritter Berthold von Herbolzheim, der schon im Stoffe für seine
Dichtung eine glückliche Wahl getroffen hatte. Das Leben Alexanders des
Großen entsprach nämlich dem kriegerischen und abentheuerlichen Geiste
des Mittelalters zu sehr, als daß eine begeisterte Darstellung desselben
nicht auch den Beifall des greisen Fürsten, für welchen sie bestimmt war,
gewonnen hätte."18

Heinrich Schreiber war nicht der einzige Gelehrte, der die Spuren
Bertholds und seines Gönners verfolgte. Sein Landsmann Franz Joseph
Mone publizierte bereits im Jahr 1826 einen umfangreichen Beitrag zu den
„vaterländischen teutschen Dichtern des Mittelalters", der neben mehreren
Irrtümern zur Geschichte des Alexander-Stoffes eine Reihe von gewichtigen
Aussagen zu Bertholds Person und Werk enthält19. So datiert der Forscher
den Alexanderdichter „um das Jahr 1200" und bezeichnet ihn mit
derselben Selbstverständlichkeit als „Dienstmann des letzten Herzogs von
Zäringen"20. Bezüglich der Lokalisierung folgt Mone erwartungsgemäß
Lampadius und Schreiber21. Was Schreibers Theorie betrifft, der 'Straßburger
Alexander' sei ein Werk Hartmanns von Aue22, vollzieht Mone nun eine
überraschende Kehrtwendung: „Nun ist klar, daß in beider Hinsicht Rudolfs
Anführung [= die literarische Bezeugung Bertholds von Herbolzheim
bei Rudolf von Ems] genau auf die entdeckte Alexandreis passe, diese also
ohne Widerrede für das Werk Berhtolts erklärt werden muß. Begleitende
Gründe, die nun kein großes Gewicht mehr haben, sind die rheinische
Mundart und Heimat der Handschrift, und es fällt also die Ansicht, daß
Hartman von Aue der Dichter der neuen Alexandreis sey, von dem auch
gar nicht bekannt ist, daß irgend eine alte Anführung ihm ein Gedicht vom
Alexander zuschreibt."23

Auf Eberhard Gottlieb Graffs noch im selben Jahr vorgenommene Gleichsetzung
des bei Rudolf von Ems bezeugten und vielfach bemühten zerin-
gere mit (welchem?) Berchtold von Zäringen braucht nicht eingegangen zu
werden24.

Auffällig nimmt sich dagegen ein noch 1879 geäußerter Hinweis Julius Za-
chers aus. Anhand einer Besprechung einer in Basel aufbewahrten Alexander
-Version ('Basler Alexander') siedelt der Autor Berthold wiederum bei
Würzburg an25. Hat Zacher die ältere Forschung völlig ignoriert? Schein-

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