Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 522
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0522
Beide Zuweisungen wurden auch in späteren Publikationen immer wieder
diskussionslos übernommen und gehören inzwischen zum festen Bestand
der Literaturgeschichtsschreibung. Auch wenn die Datierung aus völlig unerfindlichen
Gründen plötzlich korrigiert wurde, wie etwa bei Gustav Ehrismann
, der Bertholds Werk „um 1210" datierte36, auch wenn Wolfgang
Stammler 1962 dem letzten Zähringerherzog den Markgrafentitel wie auch
Bertholds Werk erst postum verlieh37, wurde dieses bis in die Anfänge der
Germanistik zurückreichende Fundament der Forschung kaum mehr ernsthaft
hinterfragt. Im Gegenteil: Die Gönnerschaft Bertholds V. schien noch
an Plausibilität zu gewinnen, als man zwischen der aus den erhaltenen
Alexanderdichtungen bekannten literarischen Gestalt Alexanders gewisse
Parallelen zum Charakter und zur Herrschaftsausübung des letzten Zähringers
zu erkennen glaubte. In diesem Sinn äußerte sich 1967 Xenja von
Ertzdorf: „Die Herren von Herbolzheim [...] sind Dienstleute der Herzöge
von Zähringen [...], der Auftraggeber ist vermutlich Berthold V.
(1186-1218). Die Dichtung ist nicht überliefert. Wer war dieser Herzog
Berthold V., der eine Alexanderdichtung in Auftrag gab? Er gehört 1198
zu den möglichen Thronkandidaten gegen die Staufer, tritt aber zurück und
leistet Philipp den Huldigungseid [...]. In den Ereignissen der Folgezeit
hält sich der Herzog vorsichtig zurück, unternimmt aber nichts gegen die
Staufer, erst 1212 ergreift er offen für Friedrich II. Partei, zieht sich dann
aber wieder zurück und konzentriert sich auf den Ausbau und die Befestigung
seiner Territorialherrschaft [...]. Seine Absichten entsprechen offensichtlich
den zeitgenössischen Tendenzen der Weifen und Staufer, durch
Sammlung von Rechten und Funktionen einen geschlossenen
„Flächenstaat" zu erreichen. Berthold V. setzt dabei die Reihe der Städtegründungen
seiner Vorgänger fort: er ist der Gründer der Stadt Bern. Daß
ein derartig um Ausbau und Geltung seiner Herrschaft bemühter Fürst in
den Jahren staufisch-welfischer Thronwirren eine Alexanderdichtung in
Auftrag gegeben haben könnte, ist durchaus möglich."38

Volker Mertens schildert die angedeutete Funktionalisierung des Alexander
-Stoffes noch weit differenzierter: „Alexander als fürstliche Exempelfi-
gur erschien dem Zähringer geeignet, adligen Herrschaftsanspruch zu repräsentieren
. Aber nicht nur das: im Alexander-Stoff konnte sich auch ein
spezifisch landesfürstliches Interesse gegenüber dem Machtanspruch der
Zentralgewalt artikulieren - schon in der älteren Version, dem Straßburger
'Alexander', werden die notwendigen Beschränkungen der herrschaftlichen
Macht von der Position des alten Adels dargestellt, und das könnte
der Grund für die Förderung einer Alexanderdichtung durch den Zähringer
Herzog gewesen sein, der ein reales politisches Anliegen, nämlich eine Relativierung
der Position des Kaisers, in der Dichtung vorgeführt bekommen
wollte."39

522


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0522