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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 523
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An anderer Stelle heißt es:

„Alexanderdichtungen waren als Fürstenspiegel und Fürstenpreis bevorzugte
Werke höfischer Repräsentationskultur. Auftraggeber war wohl Bertold
V.; als Reichsfürst mit erheblichen Ambitionen zur territorialen Ausweitung
und Arrondierung seines Herrschaftsgebiets konnte ihm Alexander
eine exemplarische Figur sein, der er sich auch in den ihm zugeschriebenen
Normüberschreitungen nähern mochte."40

Das 1973 von Herwig Buntz gezogene Resümee zur Identifizierungs- und
Gönnerfrage nahm sich dagegen noch verhältnismäßig verhalten aus: „Die
Herren von Herbolzheim waren Ministerialen der Herzöge von Zähringen,
wahrscheinlich dichtete Berthold für den mächtigsten von ihnen, seinen
Namensvetter Bertold V. (1186-1218). Ob dieses Werk die Zwischenstufe
zum Basler Alexander (b) war, ist ungewiß."41

Im Vorfeld einer näheren Prüfung der geltenden Forschungsmeinungen seien
in aller Kürze einige Eindrücke wiedergegeben, die helfen könnten, eine
Art Erklärungsmodell für den vorgestellten Thesenkomplex zu liefern.

a) Spätestens Rudolf von Ems hat Berthold von Herbolzheim den Herrentitel
verliehen. Dies scheint wesentlich mit dazu beigetragen zu haben, in
ihm ein der Ritterschaft seiner Zeit zugehörendes Mitglied einer zähringi-
schen Dienstmannenfamilie 'von Herbolzheim' zu sehen.

b) Der Vorname des Dichters stimmt mit demjenigen des letzten Zährin-
gerherzogs überein. Was lag näher als eine Anlehnung an den Namen des
Dienstherrn bzw. an den Namen des gleichnamigen Vaters?

c) Das mutmaßliche Ministerialenverhältnis einer in Herbolzheim ansässigen
Familie zu den Zähringern lieferte ein weiteres gewichtiges Indiz.

d) Das breisgauische Herbolzheim liegt in der Umgebung Freiburgs bzw.
Zähringens, was die Lokalisierung Bertholds in den Breisgau nachhaltig
stützt.

e) Die hier und da hypothetisch postulierte Autorschaft Bertholds für die
alemannische, in das 13. Jahrhundert zu datierende Vorlage für den 'Basler
Alexander' deckt nicht nur die Gönnerschaft Bertholds V. ab, sondern auch
die implizite Forderung nach der alemannischen Mundart des Herbolzhei-
mer Dichters.

f) Aus der allgemeinen Kenntnis des Alexander-Stoffes konnten direkte
Parallelen zur Herrschaftspraxis des letzten Zähringers erschlossen werden
, was ein mögliches Interesse am Stoffkomplex und damit die Auftraggeberschaft
erklärt.

Was ist nun von all dem zu halten? Nach der Darlegung der Forschungssituation
scheint es ratsam, Bertholds Werk zunächst in den Kontext der
volkssprachigen Alexanderdichtungen einzuordnen, um dann in einem

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