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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 524
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zweiten Schritt die grundsätzlichen Fragen möglichst unvoreingenommen
nochmals zu formulieren.

Wenn die Überlieferungssituation die mittelalterlichen Verhältnisse widerspiegelt
, setzt die volkssprachige Alexanderdichtung um 1080 mit dem
Annolied ein, das um 1150 für die Kaiserchronik Verwendung fand42. Etwa
zwei Jahrzehnte vor der Entstehung der Kaiserchronik verfaßte Alberic
von Besancon (wohl nach der gleichnamigen Stadt im Zentrum der. Grafschaft
Burgund, heute Hauptstadt des Dep. Doubs, benannt und nicht nach
Pisancon bzw. Briancon43) - gestützt auf einen vollständigen Text des Iuli-
us Valerius Alexander Polemius ('Res gestae Alexandri Macedonis', entstanden
Anfang des 4. Jahrhunderts) 44 auf Quintus Curtius Rufus (wohl
noch im 1. Jahrhundert n. Chr. entstanden)45 und auf die zwischen 869 und
951 durch den Neapolitaner Archipresbyter Leo abgefaßte 'Nativitas et
victoria Alexandri Magni regis', welche im 11. Jahrhundert in Form einer
Überarbeitung als 'Historia de Preliis' (= Version JI) verbreitet wurde,
letztlich also auf einem griechischen Alexander-Roman basiert46 - die
wohl früheste in Frankreich entstandene Alexanderdichtung47. Sein Werk
diente dann um 1150 dem Pfaffen Lamprecht als Vorlage. Lamprechts
'Alexander' ist in drei unterschiedlichen Fassungen überliefert48. Der in
der sogenannten 'Vorauer Handschrift' (noch 12. Jh.) erhaltene 'Vorauer
Alexander' (V) dürfte dem Original (O) - gab es ein solches Original
wirklich, oder lag Lamprechts Text von Anfang an in mehreren Versionen
vor? - am nächsten stehen49. Um 1160 wurde Lamprechts Alexanderlied
bearbeitet und erweitert (X = BS). Ein direkter Textzeuge für diese Fassung
ist zwar nicht greifbar, doch steht immerhin fest, daß die um 1180 datierte
frühhöfische Bearbeitung, die wir aus dem 'Straßburger Alexander'
(S) kennen, sowie der 'Basler Alexander' (B), der dem 13. Jahrhundert zugehört
und mutatis mutandis in eine Prosachronik des 15. Jahrhunderts eingefügt
wurde, auf diese Bearbeitung zurückgehen50.

Aus den nächsten Jahrzehnten sind keine Texte erhalten. Aus dem 'Alexander
' Rudolfs von Ems kennen wir allerdings nicht nur Berthold von Herbolzheim
, sondern auch einen Alexander-Dichter namens Biterolf, dessen
Werk vermutlich ebenso verloren ist wie dasjenige Bertholds51. Hinzukommt
ein Alexanderfragment, das zu keiner der erhaltenen Dichtungen
gehört und möglicherweise auf Berthold oder Biterolf zurückgeht, wobei
die mitteldeutschen Sprachmerkmale zumindest gegen den traditionell im
süddeutschen Raum angesiedelten Herbolzheimer sprechen52.

Die Stoff- und Überlieferungsgeschichte der volkssprachigen Alexanderdichtung
konfrontiert uns also mit drei grundsätzlichen Fragen, die allgemeiner
als üblich zu stellen sind.

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