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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 529
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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1080-Winter 1122/23) werden aus chronologischen Gründen ausscheiden
müssen. Wie steht es aber um Berthold IV. (um 1125-1 186)78, den Vater
Bertholds V? Der Vorname 'Berthold' erscheint verhältnismäßig häufig
in der Zähringer-Dynastie. Er kann dem Herbolzheimer bereits lange vor
der Lebenszeit Bertholds V. verliehen worden sein und belegt an sich noch
kein Dienstverhältnis für die Zeit um 1200. Berthold könnte bereits kurz
nach der Mitte des 12. Jahrhunderts literarisch aktiv geworden sein. Als
Gönner kommt dann aber neben Berthold V. auch sein Vater in Frage.
Wenn der 'zähringische Alexander' bald nach 1150 entstand, stellte er
vielleicht eine Überarbeitung der Lamprechtschen 'Kurzfassung' dar und
fällt damit in die Regierungszeit Bertholds IV. (1152-1186). Der Vorname
des Dichters könnte in diesem Fall etwa auf den im Winter 1122/23 verstorbenen
Berthold III. zurückgehen.

Ein wichtiges Indiz für die mutmaßliche Auftraggeberschaft Bertholds V
von Zähringen wurde bisher übergangen und bleibt noch zu prüfen. Es betrifft
die stilistische Eigenart des 'zähringischen' Alexanderromans. Erinnern
wir uns: Rudolf von Ems lobte das formale Können Bertholds sowie
dessen verständige Art der Darstellung. Mertens interpretiert Rudolfs
ästhetisches Urteil im Sinne einer Abhängigkeit von der Darstellungsweise
Hartmanns von Aue: „Bertolds Alexander für den edlen Zähringer war
nach den rühmenden Worten Rudolfs ein formal vorbildliches, dem älteren
des Pfaffen Lamprecht überlegenes Werk: verständig, mhd. bescheiden, sei
der Autor, geschult wohl am klassischen Stil Hartmanns von Aue, er habe
in passender und stilistisch ausgewogener Weise seine Arbeit vollendet, jedoch
zu wenig berichtet, nicht einmal ein Zehntel dessen, was Rudolf anderswo
gefunden hat."79 An anderer Stelle heißt es: „Rudolf von Ems
rühmt das formale Können des Herbolzheimers, der sich vielleicht den älteren
Hartmann von Aue zum Vorbild genommen hatte."80 Auf den ersten
Blick besticht diese Vermutung. Bei näherem Hinsehen will es jedoch
scheinen, daß hier implizit Prämissen gesetzt sind, die für sich betrachtet
der Tragfähigkeit ermangeln. So fehlen beispielsweise gesicherte Hinweise
auf Hartmanns chronologische Priorität. Darüber hinaus ist Rudolfs spärlichen
Bemerkungen keine stilistische Verwandtschaft Bertholds und Hartmanns
zu entnehmen. Daß Hartmann älter als Berthold war und damit die
Rolle des 'Gebenden' einnahm, ist nicht zu erweisen. Eine derartige Beziehung
muß überhaupt nicht bestanden haben. Was aber, wenn Hartmanns
Werk tatsächlich Vorbildfunktion besaß? Der Beginn seiner literarischen
Aktivität wird allgemein um 1180 oder bald danach angesetzt81. Die letztlich
nicht beweisbare Gönnerschaft Bertholds IV. von Zähringen, auf dessen
Tod (1186) Hartmann in mindestens zwei Liedstrophen direkt anspielen
könnte82, setzt voraus, daß diese schon vor 1186 bestanden hat. Wenn
dem so ist, könnte auch Berthold noch vor dem Herrschaftsantritt des letz-

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