Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 530
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0530
ten Zähringers literarisch aktiv geworden sein und Hartmann nachgeahmt
haben. Auch in diesem Punkt ist somit keine Sicherheit zu gewinnen.

Verändert sich die literarische Landschaft durch eine etwaige Gönnerschaft
Bertholds IV. von Zähringen? Diese Frage kann unter verschiedenen
Aspekten untersucht werden. Der zunächst naheliegendste berührt die Frage
nach dem zeitlichen Einsetzen des zähringischen Mäzenatentums. Joachim
Bumke antwortet hierauf: „Die Herzöge von Zähringen treten mit
Berthold V. (+1218), dem letzten ihres Geschlechts, in die Literaturgeschichte
ein. In seinem Auftrag hat Berthold von Herbolzheim ein verlorenes
'Alexander'-Epos verfaßt."83

Bei weitem beunruhigender ist jedoch die Frage nach dem literarhistorischen
Ort des 'zähringischen Alexander': Welchen Platz nimmt Bertholds
Werk im Gesamtsystem der erhaltenen oder erschlossenen Alexanderdichtungen
ein? Sind hier überhaupt sinnvolle Aussagen möglich? Unser Dichter
hat gemäß der Kritik Rudolfs von Ems nur ein Zehntel des Stoffes dargeboten
. Weder wissen wir, welche Quellen Berthold benutzt hat, noch läßt
sich aus Rudolfs Urteil schließen, welches Zehntel Bertholds Text
umfaßte84. Ein von Lamprecht unabhängiger Rückgriff auf Alberics Werk
ist prinzipiell nicht auszuschließen. Berthold könnte aber auch aus den älteren
lateinischen Quellen geschöpft haben, ohne die volkssprachigen
Frühprodukte zu berücksichtigen. Sollte der 'zähringische Alexander' jedoch
direkt oder indirekt mit den Fassungen V, BS oder S in Beziehung gestanden
haben, kann nicht einmal ausgeschlossen werden, daß Berthold
beispielsweise Teile des um 1180 (und damit noch unter der Herrschaft
Bertholds IV!) entstandenen 'Straßburger Alexander' - etwa die Jugendgeschichte
- bearbeitete. Da der dem 13. Jahrhundert zugehörige 'Basler
Alexander' bzw. eine früher entstandene Zwischenstufe Berthold nicht sicher
zugeordnet werden kann, sollte man sich in Fragen der Chronologie
alle Wege offenhalten, statt, wie bisher, die literarische Landschaft ohne
halbwegs sichere Belege einzuengen.

Die angedeutete Unsicherheit bezüglich der Zuordnung steht mit Mutmaßungen
besonderer Art im Widerspruch. Stellte die literarisch bearbeitete
Alexander-Figur des Mittelalters nicht ausgerechnet für den letzten
Zähringer ideale Identifikationsmuster bereit? Die von Xenja von Ertzdorf
und Volker Mertens angedeuteten Parallelen liegen auf der Hand und sollten
nicht leichtfertig übergangen werden. Nur ist die Frage, ob solche Parallelen
strikt auf Berthold V. zu beschränken sind. Berthold IV. schloß im
Jahr 1152 mit Friedrich I. (1152-1190) einen Vertrag über die Ausübung
des Rektorats von Burgund, wonach der Zähringerherzog u. a. das Recht
erhielt, in Abwesenheit des Königs in Hoch- und Niederburgund die

530


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0530