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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 531
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Reichsgewalt auszuüben85. Diese Vereinbarung belegt nicht nur, daß
Berthold IV. machtpolitisch die alten zähringischen Positionen halten
konnte, - die Zähringer verfügten bereits seit 1090 über burgundische Besitzungen
sowie seit 1127 über die Rektoratsrechte86 -, sondern daß er
auch ganz konkret die Möglichkeit hatte, den Alexander-Stoff kennenzulernen
: Alberics Text, der wohl um diese Zeit dem Pfaffen Lamprecht als
Quelle diente, ist vermutlich im burgundischen Besancon entstanden. Be-
san9on war ein bedeutender Bischofssitz, Reichsstadt und trotz seiner Unabhängigkeit
mit Friedrichs Hausmachtpolitik eng verbunden87. Bertholds
Rektorat Uber Burgund und seine vielfältigen Kontakte zu diesem Raum
und seinen weltlichen und geistlichen Fürsten könnte dem Albericschen
'Alexander' ohne weiteres den Weg zum Zähringerhof gebahnt haben88.
Könnte Alberics Text nicht zweimal, einmal von Lamprecht und sodann
ein weiteres Mal von Berthold von Herbolzheim - in einer kürzeren Fassung
? - bearbeitet worden sein?

Aber selbst wenn Bertholds 'Alexander' auf Lamprechts Version basiert,
könnte der Lamprechtsche Text schon zu einem relativ frühen Zeitpunkt in
die Hände Bertholds IV. bzw. Bertholds von Herbolzheim gelangt sein. Einen
möglichen Anhaltspunkt liefert ein Aufenthalt Bertholds IV. am Niederrhein
. Am 24. Juni 1171 traf der Herzog in Köln unter anderem mit
Friedrich I. und Erzbischof Arnold von Trier zusammen89. Vermutlich eine
Folge dieser Zusammenkunft war eine durch den Trierer Erzbischof vorgenommene
Übertragung von stiftischen Lehen des Hauses Namur auf
Berthold IV. und seinen damals noch minderjährigen gleichnamigen Sohn.
Lamprecht, dessen Heimat man in Trier zu finden glaubt, gehörte somit interessanterweise
zu jenem Gebiet, dessen Erbschaft der Zähringer anzutreten
sich anschickte.

Im Jahr 1156 erhielt Berthold das Investiturrecht und die Reichsvogtei
über die Bistümer Genf, Lausanne und Sitten90. Auch diese Verleihung
sollte - wenigstens probehalber - argumentativ mit einbezogen werden.
Am 27. September 1159 starb Bischof Amedeus von Lausanne91. Zum
Nachfolger investierte der Zähringer Landerich von Durnach
(1159-ca. 1178), der bis dahin das Amt des Dekans von Besancon bekleidet
hatte. Der neue Amtsinhaber ist 1175 wiederum am Hof des Zähringers
nachweisbar92. Daß kirchenpolitische Querbeziehungen mit kulturellen
Kontakten, die sich gerade im Alexander-Stoff gespiegelt haben mögen,
Hand in Hand einhergegangen sein könnten, wird niemand bezweifeln.
Nüchterne Daten dieser Art, die lediglich die markanten Punkte einer Herrschaftspraxis
beleuchten, machen die kriegerischen Aktivitäten des Herzogs
- hingewiesen sei etwa auf seine Teilnahme an Friedrichs Romfahrt,
an seine aktive Rolle bei den Mailänder Feldzügen (die in geradezu frap-

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