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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 544
(PDF, 129 MB)
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selbigen Wasser badete" und sich ihm folgendermaßen vorstellte: „Mein
allerliebster und wertester Herzfreund, ... Euer lieber Nam ist Jakob, und
Euer Vaterland heißt Allendorf; ich aber bin Minolanda, der Melusinen
Schwester Tochter, die mich mit dem Ritter von Stauffenberg erzeugt und
dergestalt verflucht hat, daß ich von meiner Geburt an bis an Jüngsten Tag
in diesem Wald verbleiben muß, es sei denn Sach, daß Ihr mich zu Euerer
Herkunft zu Euerm Ehegemahl erwählen und dardurch von solcher Verfluchung
erlösen werdet." Und weiter erzählt der Wirt: „Der Bäckenknecht,
der sowohl die Geschichte oder Fabul der Melusinae als des Ritters von
Stauffenberg gelesen und noch viel mehr dergleichen Märlin von verfluchten
Jungfrauen gehöret hatte, glaubt' alles, was ihm gesagt worden".

Hier möchte ich zunächst einmal den erzählfreudigen Wirt - möglicherweise
ein Selbstporträt Grimmelshausens - unterbrechen, weil ich nicht sicher
bin, ob Sie genauso belesen sind wie der Bäckenknecht Jakob und die
Geschichte des Ritters von Staufenberg kennen. Außerdem ist es notwendig
, sowohl die Geschichte des Ritters von Staufenberg, als auch die Melu-
sinensage genauer zu analysieren, um zeigen zu können, wie Grimmelshausen
diese beiden Quellen benutzt und für seinen „Springinsfeld" umgeformt
hat2.

/// Die Geschichte des Ritters von Staufenberg

Das Schloß Staufenberg liegt auf dem Gipfel eines nach allen Seiten abfallenden
Berges nördlich von Durbach. Der Name „Staufenberg" leitet sich
von dem ahd. Wort „stouf" ab, das zunächst einen Becher ohne Fuß, dann
einen Berg bezeichnet, dessen Form an einen solchen Becher erinnert. Erbaut
wurde das Schloß im 11. Jahrhundert von den Zähringern, wurde aber
schon sehr früh dem „comes des Castro Stoupha" Burkhard von Staufenberg
und seinem Bruder Berthold zu Lehen aufgetragen. Nach dem Erlöschen
der Zähringer im Jahre 1218 wurden Burg und Herrschaft Staufenberg
Besitz der Grafen von Urach-Freiburg, später der Grafen von Eberstein
und ab 1366 der Markgrafen von Baden. Heute ist das Schloß im Besitz
von Max Markgraf von Baden und birgt das Markgräfliche Badische
Weingut Schloß Staufenberg.

Im Mittelalter war das Schloß - oder besser gesagt, die Burg - eine sog.
Ganerbenburg. Die Lehensleute oder Dienstmannen trugen verschiedene
Geschlechternamen, wie Bock, Hummel, Stoll, Wiedergrün oder Diemringer
. Sie führten alle als milites castri Schild und Namen von Staufenberg,
alle waren sie Wappengenossen und siegelten mit dem Burgnamen. Das
Wappen der Staufenberger zeigt im Schild einen fußlosen Becher, darauf

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