Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 545
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0545
steht der Helm, der als Helmzier eine bis zur Hüfte sichtbare Jungfrauengestalt
aufweist. Dies ist von Bedeutung, da der Ursprung der Geschichte
des Rittes von Staufenberg aller Wahrscheinlichkeit nach in dieser heraldischen
Jungfrauengestalt begründet liegt.

Zwei der als Ganerben auf Schloß Staufenberg lebenden Ritter sollen uns
im folgenden besonders beschäftigen. Da ist zum einen Egenolf von Staufenberg
, der in den Jahren 1273, 1285 und 1320 urkundlich erwähnt und
1324 als verstorben bezeugt ist. Der zweite ist der Ritter Peter Diemringer
von Staufenberg, der ebenfalls um 1274 urkundlich bezeugt ist. Egenolf
von Staufenberg schrieb um das Jahr 1310 in mhd. Sprache eine Versnovelle
von ungefähr 1150 Versen, die den Titel „Der ritter von Stouffen-
berg"3 trägt. Held dieser Versnovelle ist der bereits erwähnte Peter Diemringer
oder Peterman von Temringer, den uns Egenolf in seinem Werk wie
folgt vorstellt:

hies Peterman von Temringer
und waz ein tegen us erkorn.
von Stouffenberg waz er geborn,
daz lit in Mortenowe. (V. 50-53)

Egenolfs Versnovelle ist also die literarische Verarbeitung einer Geschlechtersage
; außerdem gehört sie, wie wir noch sehen werden, in den
Motivkreis der „gestörten Martenehe" und ist zudem einer anderen Geschlechtersage
, nämlich der Melusinensage der französischen Familie Lu-
signan, nahe verwandt. Die der Versnovelle zugrunde liegende Sage ist leider
nicht schriftlich überliefert, dafür hat die Wissenschaft drei mittelalterliche
Dichtungen ausgemacht, die Egenolfs Werk stofflich und formal beeinflußt
haben dürften. Da ist zum einen das mhd. Versepos „Partenopier
und Meliur" von Konrad von Würzburg, der von 1220 bis 1287 lebte und
dem Straßburger Dichterkreis angehörte. Die beiden anderen Werke stammen
aus der Feder der französischen Dichterin Marie de France; es sind
dies „Le Lai de Lanval" und „Le Lai de Graelent". Marie de France lebte
in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts; unter einem Lai versteht man
eine Versnovelle mit Märchenmotiven, die häufig auf die Artusepik
zurückgehen.

Hier nun zunächst eine zusammenfassende Nacherzählung der Versnovelle
von Egenolf, der sich am Ende seiner Dichtung selbst nennt, und zwar als
„eckenolt". Es heißt dort in den Versen 1154/56:

die (= die Jungfrau Maria) thuo uns ir hilfe schein
und sey uns armen sündern holt
das wünschet uns herr eckenolt.

545


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0545