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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 551
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nis: sie badet sich, halb Weib, halb Fisch, in einem Becken in ihrer Kammer. Als
er sie daraufhin mit den Worten „Hebe dich hinweg von mir, du böse Schlange
und schändlicher Wurm" verstößt, entweicht sie klagend in Drachengestalt. Später
sieht man sie noch öfters nächtlich im Schloß, ihre kleinen Söhne säugend. Raimund
aber wird Einsiedler. Kurz vor seinem Tod erscheint Melusine ein letztes
Mal als Geist über dem Schloß Lusinia schwebend und Raimunds Tod verkündend
. Gustav Schwab beendet seine Nacherzählung mit einem Quellenhinweis:
„Diese Geschichte hat einer aus dem lusinischen Geschlecht, Wilhelm von Portenach
mit Namen, vor vielen hundert Jahren zuerst in welscher Sprache geschrieben
"7.

IV Das Fortleben der Geschichte des Ritters von Staufenberg
bis zu Grimmelshausen

Zum ersten Mal wird Egenolfs „schöne frowe" von dem Schweizer Arzt
Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus, mit dem
Element des Wassers in Verbindung gebracht, und zwar in seiner zu Anfang
des 16. Jahrhunderts veröffentlichten Schrift „Liber de nymphis, syl-
phis, pygmaeis et salamandris et de caeteris spiritibus", worin er sie allerdings
lediglich als Nymphe bzw. Wasserfrau bezeichnet und ausdrücklich
von der Melusine abhebt8. Paracelsus scheint den Straßburger Druck von
Egenolfs Novelle aus dem Jahr 1483 (gedruckt bei Johann Prüß d. Ä.) gekannt
zu haben und durch dessen ausführlichen Titel, in dem die „schöne
frowe" zum ersten Mal als „merfeye" bezeichnet wird, beeinflußt worden
zu sein. Dies ist um so erstaunlicher, als der Text des Straßburger Druckes
(dl) völlig der überlieferten Handschrift<s) entspricht, in der an keiner Stelle
von einer „merfeye" oder sonstigem Wasserweib die Rede ist.

Bei Paracelsus jedenfalls kann man folgendes lesen:

„Also ist auch eine wahrhafte Historie von der Nymphe in Staufenberg, die mit ihrer
Schöne in den Weg gesetzt hat und ihren Herrn, den sie sich vornahm, erwartet
... Nun war dieselbige Nymphe eine Wasserfrau, versprach sich demselbigen
von Staufenberg, blieb auch bei ihm, so lange bis er ein ander Eheweib nahm, und
sie für eine Teufelin hielt...So brach er folglich das Gelübde: darum sie ihm auf
der Hochzeit Wahrzeichen gab durch die Bühne, auf seinem Tisch, bei ihrem
Schenkel, und er also am dritten Tag tot war." Und an einer späteren Stelle seiner
Schrift bemerkt Paracelsus ausdrücklich: „Nicht minder ist mit der Melusina ein
trefflich Aufmerken zu haben...", wobei er besonders betont, daß sie mit dem bösen
Geist besessen und an Beelzebub durch ein Gelübde gebunden war9.

Damit ist der Weg geebnet zur Gleichsetzung der „schönen frowe"
Egenolfs mit anderen Wasserfrauen, bis hin zur Melusine. Dies geschieht
zum ersten Mal in der „Chronika derer von Zimmern" aus dem Jahr 1566.

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