Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 558
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chingen" und „Faust", in denen er altdeutsche Stoffe dramatisiert, sind es
vor allem seine naturmagischen Balladen, wie der „Erlkönig", die dem Geschmack
des Publikums für Rittergeschichten und spukhaft-übernatürliche
Themen entgegenkommen. Gerade das Vorbild zu seinem „Erlkönig", die
dänische Ballade „Erlkönigs Tochter", die Herder für seine Volksliedersammlung
übertragen hat, weist das Motiv der gestörten Martenehe auf
und erzählt in knapper balladesker Form die tragische Geschichte Herrn
Olufs, der, auf dem Ritt zu seiner Braut, dem Liebeswerben von Erlkönigs
Tochter widersteht und dafür mit dem Tod bestraft wird.

Auch Goethes späterer Schwager Christian August Vulpius, der mit seinem
Roman „Rinaldo Rinaldini" zum Hauptvertreter des phantastischen
Räuber- und Schauerromans avancierte, hat in seiner „Bibliothek des romantisch
-Wunderbaren" (1805) dem Zeitgeschmack Rechnung getragen.
In diesem Sammelwerk findet man im Kapitel über die Elementargeister
auch eine Nacherzählung der Staufenberger-Geschichte, die jedoch, wie
Vulpius selbst im Vorwort angibt, ausschließlich auf Kornmanns Version in
seinem „Möns Veneris" zurückgeht.

Nur ein Jahr später, nämlich 1806, erscheint in Heidelberg das romantische
Pendant zu Herders Volksliedersammlung, die von Achim von Arnim und
Clemens Brentano herausgegebene Anthologie „Des Knaben Wunderhorn.
Alte deutsche Lieder". Darin findet man auch ein längeres Gedicht von
Achim von Arnim mit dem Titel „Ritter Peter von Stauffenberg und die
Meerfeye" und der Anmerkung „Wahrhafte Geschichte Herrn P. v. St.
Straßburg bei B.Tobias Erben 1595". Die irrtümliche Drucker-Angabe
(B. Tobias statt B. Jobin) wurde in den späteren Ausgaben weggelassen,
nicht dagegen das Jahr 1595, aus dem jedoch keine Ausgabe von Egenolfs
Versnovelle bekannt ist. Der spätere Untertitel zu Arnims Gedicht lautete
dann „In sieben Romanzen nach einer Überlieferung aus dem Jahre 1595".

Achim von Arnim hat seiner lyrischen Bearbeitung die Erneuerung durch
Jobin/Fischart/Schmid zugrunde gelegt und die 2677 Verse seiner Vorlage
auf 45 sechszeilige Strophen reduziert, die einen Zyklus von 7 Romanzen
bilden. Als neues Motiv kommt bei Arnim in der letzten Romanze das
Kindlein im Pokal hinzu:

Er sah in dem Kristall-Pokale

Ein Kind, das schlief beim lauten Mahle,

Es schlief vom Weine überdeckt,

Ein Füßchen hat es vorgestreckt,

Doch wie der Wein getrunken aus,

So schwand das Kindlein auch hinaus.

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