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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 565
(PDF, 129 MB)
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zum Sagenkreis um den Mummelsee, wo der Junker einer wunderschönen
Seejungfrau begegnet und sich in sie verliebt18. Die Wasserfrau aber, die
sich Krystalline nennt, ermahnt den Junker zur Geduld, um seine Treue auf
die Probe zu stellen. Sie verbietet ihm, sie bei ihrem Namen zu rufen, was
sie folgendermaßen begründet: „Seht, Junker, seit meine Muhme in ihrer
Verbindung mit einem Eures gleichen so unglücklich wurde, wollen unsere
Eltern nicht mehr dulden, daß wir zu Euch Menschenkindern heraufkommen
". Damit spielt Krystalline auf das Schicksal der „schönen frowe" der
Staufenberger-Erzählung an, die sie als ihre Muhme bezeichnet, und über
deren Schicksal sie folgendes zu berichten weiß: „So sprach auch der Ritter
von Staufenberg und doch vergaß er seines Schwures und wurde treubrüchig
an seiner Liebe. Darum ereilte ihn auch so schnell die Rache, und
meine arme Muhme sitzt noch drüben im Wildsee und weint in heißen Tränen
ihren Schmerz aus um das verlorene Glück ihres Lebens, um den verlorenen
treulosen Mann".

Zum Abschluß möchte ich noch auf ein lothringer Märchen eingehen, das
den Titel „Die schöne Brunnenfrau" trägt und in der von Barbara Stamer
herausgegebenen Sammlung „Märchen von Nixen" abgedruckt ist. Im
Nachwort schreibt sie über dieses Märchen: „Es gestaltet die Stauffenberg-
sage, die auch den Erzählkern zu de la Motte-Fouques „Undine" bildet, in
neuer Form." Außerdem merkt sie an, daß das Märchen aus der „Sammlung
Sigrid Früh" stamme und 1977 in Lothringen aufgezeichnet und übersetzt
worden sei.

Das Märchen ist in der Tat eine recht genaue Nacherzählung der Staufenberg
-Geschichte, wobei allerdings das Personal und das Lokal namenlos
bleiben. Als Zeit der Handlung wird „vor vielen hundert Jahren" angegeben
, aus dem Ritter Peter ist ein Königssohn geworden, die „schöne frowe
" erscheint als schöne Brunnenfrau. Als neues Motiv kommt die Verfluchung
der Brunnenfrau hinzu und ihre Bitte um Erlösung, als Ehebedingung
verlangt sie von dem Prinzen fünf Jahre Treue und völliges Stillschweigen
über seine Begegnung. Neu ist auch, daß der Prinz, von seiner
Familie betrunken gemacht, sein Geheimnis preisgibt, worauf er eine ebenfalls
anonyme Prinzessin heiratet und drei Tage nach der Fußerscheinung
stirbt.

IX Schluß

Wie wir gesehen haben, hat die mhd. Versnovelle „Der ritter von Stouffen-
berg" des Egenolf von Staufenberg, die ihrerseits aller Wahrscheinlichkeit
nach auf eine nicht überlieferte Familiensage zurückgeht, eine große Zahl

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