http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0568
Varia oder Verschiedenes
Die Abteilung ,Q' in der Historischen Bibliothek der Stadt
Rastatt
Johannes Werner
Die Qualität einer Bibliothek
erkennt man an der Abteilung
Verschiedenes.
Bodo Kirchhoff, Infanta
Die Qualität der Historischen Bibliothek, die im Ludwig-Wilhelm-Gymnasium
der Stadt Rastatt verwahrt wird, ist über jeden Zweifel erhaben1. Diese
Bibliothek, die in Jahrhunderten gleichsam aus vielen verschiedenen
Strömen zusammenfloß, aus vielen verschiedenen Wurzeln zusammenwuchs
, ist inzwischen sogar selber zum Thema einer langen Reihe von
Schriften geworden. Zu ihnen gehören, außer einer umfangreichen Geschichte
der Bibliothek als Ganzes, vor allem die Kataloge zu den Ausstellungen
, mit denen im Lauf der letzten Jahre immer wieder andere Teilbestände
an den Tag gebracht wurden: Bestände, die sich entweder einem bestimmten
Verfasser (Athanasius Kircher, Martin Gerbert, Heinrich Hansjakob
) oder einem bestimmten Fach (dem musikalischen, juristischen, naturwissenschaftlichen
) zuordnen ließen2. Auf solche Weise wird der verborgene
Schatz, als den sich diese Bibliothek nur zu lange mißverstand, im
Lauf der nächsten Jahre wohl fast vollständig gehoben werden können;
aber ein Teilbestand wird dabei dennoch im Dunkeln bleiben: die Abteilung
Verschiedenes', die Varia mit der Signatur ,Q'.
Deshalb soll hier einmal ein Licht auf sie geworfen werden, und dies aus
gutem Grund. Denn gewiß verdienen Schriften, die sich keiner Systematik
fügen wollen, ein besonderes Interesse; irgendwie ragen sie hervor, legen
sie sich quer, stören sie - was gerade dazu führt, daß sie im Bibliotheksbetrieb
vom Untergang bedroht sind. Hier, in Rastatt, hat sich durch Glück
und Zufall vieles erhalten; ausgerechnet hier wehte der Wind der Geschichte
, indem er immer wieder aus einer neuen Richtung blies, vieles zusammen
, was anderswo spurlos zerstob. (Deshalb ist dieses Thema auch
regionalhistorisch relevant)3.
Über eine Unterabteilung der besagten Abteilung, nämlich über die recht
zahlreichen Musikalien, soll hier jedoch nichts gesagt werden; denn zum
einen wurden sie wohl nur mangels einer besseren Systematik unter Verschiedenes
' verbucht, und zum anderen wurde über sie, oder doch über ei-
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