Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 571
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nige von ihnen, ja schon an anderer Stelle etwas gesagt4. Dennoch ist mit
ihnen insofern zu beginnen, als sie, die Musikalien, unmerklich zu Schriften
überleiten, die als musikalische Kasualien, also als Auftragsarbeiten
aus besonderem Anlaß, bezeichnet werden könnten. Sie stellen nicht nur
den Auftakt, sondern auch schon ein Hauptstück dar.

Es wäre vielleicht angebracht, am Anfang die ,Cantata in Lode di S. Giuseppe
da Calasanzio' anzustimmen, bzw. den ,Lobgesang zu Ehren des H.
Joseph von Calasanz, Stifter des Ordens der Frommen Schulen'; denn eben
diesem Orden, den sogenannten Piaristen, verdankt das Rastatter Gymnasium
samt seiner Büchersammlung noch viel mehr als im folgenden deutlich
werden wird. Es verdankt ihm, daß es zur weiteren Welt hin offen war und
daß gelegentlich ein internationales Lüftchen durch die provinziellen
Schulstuben strich; wie übrigens schon der zitierte Titel zeigt. Und nicht
nur hat sich das zweisprachige Textbuch der Kantate in Rastatt erhalten -
es wurde sogar als solches in Rastatt gedruckt („bei Magdalena Schällin,
Wittib, Hof-Buchdr. 1768")5.

Es versteht sich von selbst, daß die hochgebildeten Piaristenpatres ihre gewandten
Federn immer dann herleihen mußten, wenn am markgräflichen
Hof etwas zu feiern war; und gefeiert wurde, auf barocke Weise, mit Worten
und mit Klängen, d. h. sprechend, singend und spielend; und daher war
das Singspiel oder Oratorium ein gut und gern gepflegtes Genre jener Zeit.
In der Rastatter Bibliothek ist es mit mehreren bemerkenswerten Beispielen
vertreten, von denen eines sogar noch das Interesse eines späten Interpreten
auf sich ziehen konnte: es ist ,Meleagers gelübd-mäßiges Ehren-
Feuer-Opffer zur Versöhnung Dianae', das von der Jagd auf den sagenhaften
kalydonischen Eber handelt und passenderweise am 16. Geburtstag des
jagdbesessenen Erbprinzen Ludwig Georg, des Jägerlouis', im Rastatter
Schloßpark aufgeführt wurde6. Weitere Spiele dieser Art feiern die Vermählung
desselben Prinzen mit Maria Anna von Schwarzenberg (,Hoch-
fürstlich-Durchläuchtigtes Ehe- und Ehren-Beth', 1721; ,Vergnügte Ehe-
Liebe', 1721) oder den Geburtstag seiner Mutter, der Markgräfin Sibylla
Augusta (,Huldigungs-Fest der Zeit', 1718); oder auch die Eröffnung des
neuen Theaters in Mannheim, die zudem mit einer hochadligen Doppelhochzeit
zusammenfiel (,Meride\ 1741). Diese Singspiele haben noch
längst nicht das Interesse gefunden, das sie dafür verdienen, daß sie die
meistenteils markgräflichen Familienfeste mythologisch oder theologisch
überhöhen, und die Familie selber damit natürlich auch; an ihnen läßt sich
zeigen, wie sich Herrschaft scheinbar legitimieren ließ.

Aber nicht immer wurde zur Musik gedichtet. Und so gibt es, neben den
eigentlichen Singspielen, auch eine Fülle von Gelegenheitsgedichten aus

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