Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 579
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0579
Kunst-Stücke

Über eine ganz zu Unrecht unbekannte Hochzeitsdichtung der
Piaristen von Rastatt

Johannes Werner

...and the constant complaint ofits critics
is that it confuses the pleasures of poetry
with the pleasures of puzzles. It is one of
its meritsfor those who approve it.

Helen Gardner, The Metaphysical Poets

Im Jahre 1721 kam Freude auf am markgräflichen Hof zu Rastatt: der Erbprinz
Ludwig Georg von Baden, der Jägerlouis', trat mit Maria Anna von
Schwarzenberg vor den Traualtar. Er war 1702 geboren worden, also erst
fünf Jahre alt gewesen, als sein Vater Ludwig Wilhelm, der ,Türkenlouis',
starb; seither versuchte seine Mutter Sibylla Augusta, das kleine Land über
Wasser zu halten. Jetzt endlich kam das Ende dieses Provisoriums in Sicht;
und wenn der Erbprinz, der ins regierungsfähige Alter vorrückte, nun auch
eine Familie gründete, schien die Erbfolge fortan geregelt und gesichert.

Somit gab es Grund genug zum Feiern - dem Hof, ja jedem barocken Hof
konnte nichts willkommener sein1. Festspiele, Singspiele mußten her, und
so setzten sich die Dichter und die Komponisten und dann das ganze Musiktheater
in Bewegung und brachten beispielsweise eine ,Vergnügte Ehe-
Liebe' zustande. Und da die Jesuiten in Ettlingen auch nicht faul waren
und ein ,Hochfürstlich-Durchläuchtigtes Ehe- und Ehren-Beth' bereiteten,
wollten die Piaristen in Rastatt es ebensowenig sein2.

Was sie im Namen der ,Scholae Piae Rastadienses' im selben Jahre 1721
vorlegten, d. h. auch beim Rastatter Hofbuchdrucker Franz Georg Tusch
verlegten, heißt ,Cygni Iubilus' (also etwa ,Schwanen-Jubel') und ist, um
es gleich frei heraus zu sagen, vielleicht das Tollste, was auf diesem Gebiet
, dem des Epithalamiums oder der Hochzeitsdichtung, je geleistet wurde
. Und deshalb kann es hier auch allenfalls vorgestellt, keineswegs aber
ausgeschöpft und ausgedeutet werden3.

Mit den beiden Titelseiten fängt es an. Es fällt auf, daß mehrere Buchstaben
durch einen größeren Schriftgrad, ggf. auch durch Großschreibung
mitten im Wort, besonders ausgezeichnet sind: nämlich diejenigen, die zugleich
einen Zahlenwert haben. So etwas war im Barock überaus beliebt
und wurde ,Chronogramm' genannt4; denn wenn man hier, in den ersten

579


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1993/0579