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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 585
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oculus", aus dem der Braut „Ana, manna", aus beiden „Laus Anni, Duco
Variam" oder „Vina, ac Laurus Domina" - und macht über das derart gewonnene
Motto wieder ein neues, dieses ausdeutendes Gedicht. (So wie in
der barocken Emblematik, der damals allgemein bekannten, jedes Bild von
einer ,inscriptio' und einer ,descriptio' erläutert wurde.) Die Überschrift
heißt „Vates/CorDis & VItae Vota SaCrat/SerenlssIMIs Neo-Sponsls" und
ist natürlich auch ein Chronogramm auf das Jahr 1721.

Und damit ist zwar auch noch längst nicht alles, was sich sagen läßt, gesagt
, aber wohl doch genug, um diese Dichtung, wie gewollt, erst einmal
vorzustellen; eine akrobatische, artistische, alchemistische Dichtung, die
weithin ohne jede Parallele und (im Doppelsinn des Wortes) vielleicht das
Tollste ist, was in ihrer Art je geleistet wurde7. In ihr, bzw. in allen ihren
hier vorgeführten Spiel- und Unterarten, geht es immer darum, die Gedichte
als nicht nur akustisch, sondern zugleich auch optisch konzipierte Texte
wahrzunehmen; als etwas Hörens- und Sehenswertes, als Gesprochenes
und Geschriebenes, als Laut und Bild; als etwas, das nicht nur durchs Ohr,
sondern auch durchs Auge ins Gehirn geht.

Im Rückblick auf das bis hierher Gesagte fällt nun freilich auf, daß zwar
von der Form, aber fast überhaupt nicht vom Inhalt der Texte die Rede
war. Nicht als ob er nichtig wäre, im Gegenteil: in ihm wird das gestellte
Thema mit überwältigender Gelehrsamkeit, mit unzähligen Anspielungen
und Anmerkungen nach allen Seiten entfaltet. (Die Form kommt noch hinzu
, sozusagen als ästhetischer Mehrwert und Überschuß - oder ist es der
Inhalt, der hinzukommt?) Es muß einer schon mit allen literarischen, mythologischen
und theologischen Wassern gewaschen und vor allem ein gewiefter
Lateiner sein, um dieses Epithalamium verstehen und verständig
genießen zu können.

Aber so einer war Ludwig Georg, den man den Jägerlouis' nannte, sicher
nicht; er hatte andere Dinge, ja wohl nur eines im Sinn8. Über den Glückwunsch
der gelehrten Piaristenpatres mag er sich dennoch gefreut haben,
auch wenn er ihn nicht verstand und auch wenn er die Absicht durchschaute
, die sich zweifellos mit ihm verband; nämlich sich den künftigen Landesherrn
geneigt zu machen, seine Gunst zu gewinnen für die Schule, die
ohne sie nicht existieren konnte9.

Aber selbst mit einem solchen Glückwunsch ließ sich das Glück nicht herbeiwünschen
. Aus der Ehe von Ludwig Georg und Maria Anna ging, neben
der überlebenden Prinzessin Elisabeth, 1728 der Prinz Ludwig Damian
hervor, der jedoch schon 1734 starb. 1755 folgte ihm die Mutter nach, worauf
Ludwig Georg die um 32 Jahre jüngere Maria Josepha von Bayern hei-

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