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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
73. Jahresband.1993
Seite: 609
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im März 1819 erstochen hatte. Man forschte auf einer Wiese vor der Stadt
nach dem einstigen Standort des Schafotts, auf dem Sand enthauptet worden
war, begegnete dort zufällig einem Augenzeugen jener Hinrichtung.
Schließlich konnte Dumas den Sohn des damaligen Scharfrichters in dessen
Wohnung interviewen, ließ sich das angerostete Richtschwert vorführen4
. Dann reisten die Gefährten über Karlsruhe weiter nach Baden-Baden
. Hier in der Sommerhauptstadt Europas bezogen sie Zimmer im Hotel
Sonne, dem späteren Schwarzwaldhof am heutigen Sonnenplatz. Von den
Konzerten und Bällen im Kurhaus, den Abenteuern in der Spielbank, den
exotischen Damen auf der Promenade und von einem Besuch in der Klosterstille
Lichtenthals hat uns Nerval eine einfühlsame Schilderung hinterlassen5
. Am Ende des Aufenthalts drängte es die Freunde, den Ort aufzusuchen
, wo ihr Landsmann Turenne einst den Tod gefunden hatte.

Im Zuge des Krieges gegen die Niederlande waren französische Truppen
1675 über den Rhein gedrungen und in den Raum um Achern und Sasbach
vorgerückt. Ihnen gegenüber hatte das kaiserliche Heer auf den Höhen bei
Obersasbach und Sasbachwalden Stellung bezogen. Eine Schlacht stand
bevor. Der französische Feldherr, Henri de la Tour d'Auvergne, Vicomte
de Turenne, inspizierte gerade die vordere Frontlinie, als eine österreichische
Batterie eine gezielte Salve auf ihn und seine Begleiter abfeuerte. Eine
der Kugeln riß einem General des Gefolges den Arm ab, flog weiter
und durchbohrte die Brust des Marschalls Turenne. Tot sank er vom Pferd.
Da zogen sich die Franzosen entmutigt auf das linke Rheinufer zurück. Mit
sich führten sie den Leichnam ihres Anführers, der zuvor in aller Eile einbalsamiert
worden war. Dabei soll ein Behältnis mit den Eingeweiden in
der Nikolauskapelle in Achern eingemauert worden sein6. Sein endgültiges
Grab hat der Heerführer im Invalidendom in Paris gefunden. Auf dem Hügel
unter dem Nußbaum aber, wo Turenne starb, wurde eine Stele errichtet,
die heute noch in drei Sprachen auf das Ereignis vom 27. Juli 1675 hinweist
. Im Herbst 1779 erstellte man daneben erst einen Gedenkstein, zusammengesetzt
aus einem liegenden Quader mit zwei Aufsätzen, später einen
dreiseitigen Obelisken. Beide Bauten konnten den Wetterunbilden
nicht lange widerstehen. Im Jahre 1828 schuf daher der elsässische Bildhauer
Andre Friedrich einen neuen, acht Meter hohen Obelisken mit dem
gemeißelten Porträt des Marschalls in Medaillonform7. Zu eben diesem
Denkmal wallfahrteten zehn Jahre später, nämlich am 28. September 1838,
Dumas und Nerval.

Eine Mietkutsche hatten sie in Baden-Baden genommen, in Bühl zu Mittag
gegessen und gelangten nun in Sasbach unten auf der Fahrstraße an der
Stelle an, wo der Weg zur Gedenkstätte hinaufführt. Der Kutscher hieß die
Fahrgäste aussteigen, die sich sogleich von rufenden Kindern umringt sa-

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